Letzte Wache von Georg Heym
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Wie dunkel sind deine Schläfen. |
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Und deine Hände so schwer. |
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Bist du schon weit von dannen, |
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Und hörst mich nicht mehr. |
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Unter dem flackenden Lichte |
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Bist du so traurig und alt, |
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Und deine Lippen sind grausam |
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In ewiger Starre gekrallt. |
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Morgen schon ist hier das Schweigen |
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Und vielleicht in der Luft |
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Noch das Rascheln von Kränzen |
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Und ein verwesender Duft. |
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Aber die Nächte werden |
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Leerer nun, Jahr um Jahr. |
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Hier wo dein Haupt lag, und leise |
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Immer dein Atem war. |
Details zum Gedicht „Letzte Wache“
Georg Heym
4
16
80
1887 - 1912
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Letzte Wache“ ist von Georg Heym, einem deutschen expressionistischen Schriftsteller, der im Zeitraum von 1887 bis 1912 lebte. Das Gedicht wurde also Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben, einer Zeit, die für das Aufkommen des Expressionismus bekannt ist, einer künstlerischen Bewegung, die charakterisiert ist durch die Expressivität und Emotionalität ihrer Werke.
Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht einen intensiven, melancholischen und düsteren Eindruck. Es scheint, als würde das lyrische Ich eine Art Wache am Totenbett einer geliebten Person halten und ihre Worte sprechen.
Der Inhalt des Gedichts ist geprägt von Trauer, Tod und Verlust. Die ersten beiden Strophen geben eine sorgfältig gestaltete Beschreibung einer Person, die schon tot oder im Sterben liegt. Das lyrische Ich bemerkt die dunklen Schläfen und schweren Hände der sterbenden Person und bespricht die gnadenlose Starre des Todes. Es wird klar, dass der geliebte Mensch die physische Welt schon verlassen hat.
Die dritte und vierte Strophe sind in der Zukunftsform verfasst und beschreiben die Auswirkungen, die der Tod der geliebten Person auf das lyrische Ich haben wird. Das lyrische Ich spricht von Stille, der Verwesung sowie der Leere, die der Verlust verursacht. Es schließt mit der schweren Vorstellung, dass das Bett, in dem der geliebte Mensch gestorben ist, leer und ohne seinen Atem bleiben wird.
In seiner Form ist das Gedicht regelmäßig strukturiert. Jede der vier Strophen besteht aus vier Versen, was zu einem kontrollierten, fast rituellen Gefühl beiträgt, das der sorgfältigen Überwachung des Sterbeprozesses entspricht. In Bezug auf die Sprache ist das Gedicht reich an bildhaften Metaphern und verstärkt die Stimmung der Trauer und Verlust. Mit Worten wie „dunkel“, „schwer“, „grausam“ und „verwesend“ malt Heym ein dunkles, unerbittliches Bild des Todes und des Sterbens. Die Einbeziehung sensorischer Elemente wie Licht, Geruch und Klang verstärkt die Emotionen und macht das Gedicht unglaublich lebendig und wirkungsvoll.
Im Ganzen gesehen, ist „Letzte Wache“ ein kraftvolles Werk, das die Schwere des Todes und die Tiefe des daraus resultierenden Verlusts nicht scheut. Es ist ein bedeutungsvolles, und dennoch zugleich äußerst trauriges Gedicht. Obwohl es zur expressionistischen Bewegung gehört, unterscheidet es sich durch seine fast reservierte und kontrollierte Darstellung des Todes, was das Gefühl der Trauer und des Verlusts nur noch verstärkt.
Weitere Informationen
Georg Heym ist der Autor des Gedichtes „Letzte Wache“. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. In der Zeit von 1903 bis 1912 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Heym ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 80 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“. Zum Autor des Gedichtes „Letzte Wache“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Georg Heym sind auf abi-pur.de 79 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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