Wenn ich ein Bettelmann wär von Clemens Brentano

Wenn ich ein Bettelmann wär'
Käm' ich zu Dir,
Säh' Dich gar bittend an
Was gäbst Du mir?
 
Der Pfennig hilft mir nicht
Nimm ihn zurück,
Goldner als golden glänzt
Allen Dein Blick;
 
Und was Du allen giebst
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Gebe nicht mir
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Nur was mein Aug' begehrt
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Will ich von Dir.
 
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Bettler wie helf' ich Dir?
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Sprächst Du nur so,
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Dann wär' im Herzen ich
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Glücklich und froh.
 
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Laufst auf Dein Kämmerlein
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Holst ein Paar Schuh
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Die sind mir viel zu klein,
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Sieh einmal zu.
 
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Sieh nur wie klein sie sind
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Drücken mich sehr,
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Jungfrau süß lächelst Du
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O gieb mir mehr.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Wenn ich ein Bettelmann wär“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wenn ich ein Bettelmann wär'“ stammt von dem deutschen Dichter Clemens Brentano, der von 1778 bis 1842 lebte. Brentano war Teil der Romantik, einer literarischen Epoche des frühen 19. Jahrhunderts. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch einen Bruch mit den Regeln der Aufklärung und eine Betonung des Mystischen, des Emotionalen und des Subjektiven.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von seiner Kürze und Einfachheit geprägt. Es besteht aus sechs Vierzeilenstrophen, deren Reimschema A-B-C-B erscheint. Das lyrische Ich spricht als potenzieller Bettler eine Person an, möglicherweise eine Frau, in der er etwas begehrt, das über das Materielle hinausgeht.

Inhaltlich stellt das lyrische Ich im Gedicht ein hypothetisches Szenario dar, in dem es bettelnd zu einer Person kommt. Das lyrische Ich lehnt jedoch ein materielles Geschenk, wie einen Pfennig, ab und fordert stattdessen etwas Immaterielles – den „Blick“ der angesprochenen Person. Was das lyrische Ich wirklich begehrt, scheint eine emotionale oder romantische Beziehung zu sein. Die Schuhe, die zu klein sind, können als symbolische Darstellung dieser fehlenden emotionalen Verbindung interpretiert werden.

Stilistisch ist das Gedicht in klarer, einfacher Sprache gehalten. Das metrische Muster ist durchgehend, was dem Gedicht ein gewisses Lied- oder Balladenähnliches Gefühl verleiht. Zugleich verleiht die Sprache dem Bettler eine ungewöhnliche Würde; obwohl er um etwas bittet, bleibt eine gewisse Stolz und Bestimmtheit erhalten.

Die narrative Einheit des Gedichts wird durch das wiederholte Motiv der Bettler-Persona und der unerwiderten Sehnsucht des lyrischen Ichs verstärkt. Am Ende bleibt der Wunsch des lyrischen Ichs unerfüllt, was eine melancholische Stimmung in das ansonsten eher leichte Gedicht bringt.

Zusammenfassend lässt sich das Gedicht als Ausdruck einer tiefen emotionalen Sehnsucht interpretieren, die durch die metaphorische Sprache und die einfache, repetitiven Struktur effektiv zum Ausdruck gebracht wird.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wenn ich ein Bettelmann wär“ des Autors Clemens Brentano. Geboren wurde Brentano im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz). Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „Ihr himmlischen Fernen“, „Brautgesang“ und „Abschied vom Rhein“. Zum Autor des Gedichtes „Wenn ich ein Bettelmann wär“ haben wir auf abi-pur.de weitere 298 Gedichte veröffentlicht.

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