25. August 1817 von Clemens Brentano

Einsam will ich untergehn
Keiner soll mein Leiden wissen,
Wird der Stern, den ich gesehn
Von dem Himmel mir gerissen
Will ich einsam untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste.
 
Einsam will ich untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste,
Wenn der Stern, den ich gesehn
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Mich zum letzten Male grüßte
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Will ich einsam untergehn
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Wie ein Bettler auf der Heide.
 
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Einsam will ich untergehn
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Wie ein Bettler auf der Heide,
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Giebt der Stern, den ich gesehn,
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Mir nicht weiter das Geleite
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Will ich einsam untergehn
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Wie der Tag im Abendgrauen.
 
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Einsam will ich untergehn
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Wie der Tag im Abendgrauen,
21 
Will der Stern, den ich gesehn
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Nicht mehr auf mich niederschauen,
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Will ich einsam untergehn
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Wie ein Sklave an der Kette.
 
25 
Einsam will ich untergehn
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Wie der Sklave an der Kette,
27 
Scheint der Stern, den ich gesehn
28 
Nicht mehr auf mein Dornenbette
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Will ich einsam untergehn
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Wie ein Schwanenlied im Tode.
 
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Einsam will ich untergehn
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Wie ein Schwanenlied im Tode,
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Ist der Stern, den ich gesehn
34 
Mir nicht mehr ein Friedensbote
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Will ich einsam untergehn
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Wie ein Schiff in wüsten Meeren.
 
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Einsam will ich untergehn
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Wie ein Schiff in wüsten Meeren,
39 
Wird der Stern, den ich gesehn
40 
Jemals weg von mir sich kehren,
41 
Will ich einsam untergehn
42 
Wie der Trost in stummen Schmerzen.
 
43 
Einsam will ich untergehn
44 
Wie der Trost in stummen Schmerzen,
45 
Soll den Stern, den ich gesehn
46 
Jemals meine Schuld verscherzen,
47 
Will ich einsam untergehn
48 
Wie mein Herz in deinem Herzen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „25. August 1817“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
243
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „25. August 1817“ stammt von dem deutschen Romantik-Autor Clemens Brentano, der von 1778 bis 1842 lebte. Anhand des Titels lässt sich vermuten, dass das Gedicht in der Mitte seiner literarischen Karriere entstanden ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist stark von der Thematik der Einsamkeit und vom Untergang, symbolisiert durch das wiederholte beabsichtigte „untergehen“ des lyrischen Ichs, geprägt. Inhaltlich geht es um das Bewusstsein dieser Einsamkeit und des bevorstehenden Untergangs. In jeder Strophe äußert das lyrische Ich den Wunsch, einsam zu vergehen, und vergleicht seinen Zustand mit dem eines Pilgers, eines Bettlers, eines Sklaven und verschiedener anderer Figuren und Bilder.

Das lyrische Ich betrachtet einen bestimmten Stern als den Ursprung seiner Leiden. Der Stern scheint nicht mehr auf ihn herab und lässt ihn einsam hinter. Auf diese Weise wird das Gedicht zu einer Reflexion über Verlust, Einsamkeit und das Gewahrwerden unserer eigenen Sterblichkeit.

Das Gedicht ist in vierzeilige Strophen mit einem klaren Refrain unterteilt: „Einsam will ich untergehn“. Trotz seiner Melancholie ist die Sprache des Gedichts einfach und direkt, was die tiefe Traurigkeit und Resignation des lyrischen Ichs unterstreicht. Es sind verschiedene poetische Mittel wie Metaphern und Vergleiche zu erkennen. Der Stern dient als zentrales Symbol und Metapher für etwas oder jemanden, der verloren ist oder zu verlieren droht.

Formal lässt sich das Gedicht der Gedichtform des Vierzeilers zuordnen, besteht aus acht Strophen und ist in Kreuzreimen verfasst. Der Endreim verleiht dem Gedicht trotz seines ernsten Themas einen harmonischen Klang, der zur melancholischen Stimmung beiträgt. Insgesamt hat das Gedicht eine sehr melancholische und stimmungsvolle Atmosphäre.

Zusammengefasst kann man sagen, dass das lyrische Ich den Verlust oder das Fehlen eines wichtigen, leitenden Aspekts in seinem Leben (der „Stern“) betrauert und sich durch seine Traurigkeit und Einsamkeit auf einen einsamen Untergang vorbereitet. Es bildet eine intensive Auseinandersetzung mit Themen wie Verlust, Einsamkeit und Tod.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „25. August 1817“ des Autors Clemens Brentano. Brentano wurde im Jahr 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde ausgedrückt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 243 Worte. Die Gedichte „Ihr himmlischen Fernen“, „Brautgesang“ und „Abschied vom Rhein“ sind weitere Werke des Autors Clemens Brentano. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „25. August 1817“ weitere 298 Gedichte vor.

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