Das Wort von Friedrich Nietzsche

Lebendgem Worte bin ich gut:
Das springt heran so wohlgemut,
das grüßt mit artigem Geschick,
hat Blut in sich, kann herzhaft schnauben,
kriecht dann zum Ohre selbst dem Tauben
und ringelt sich und flattert jetzt
und was es tut, das Wort ergötzt.
Doch bleibt das Wort ein zartes Wesen,
bald krank und aber bald genesen.
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Willst ihm sein kleines Leben lassen,
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mußt du es leicht und zierlich fassen,
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nicht plump betasten und bedrücken,
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es stirbt oft schon an bösen Blicken
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und liegt dann da, so ungestalt,
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so seelenlos, so arm und kalt,
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sein kleiner Leichnam arg verwandelt,
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von Tod und Sterben mißgehandelt.
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Ein totes Wort - ein häßlich Ding,
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ein klapperdürres Kling-Kling-Kling.
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Pfui allen häßlichen Gewerben,
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an denen Wort und Wörter sterben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Das Wort“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1844 - 1900
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Friedrich Nietzsche, ein deutscher Philologe, Philosoph, Kulturkritiker und Poet aus dem 19. Jahrhundert. Das Gedicht selbst stammt vermutlich aus der späten Schaffensperiode Nietzsches, um 1880.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass Nietzsche die Lebendigkeit und Zerbrechlichkeit des Wortes betont. Es hat etwas Spielerisches, Leichtes, aber auch Fragiles.

Das Gedicht beschreibt die vielfältige Natur des Wortes – seine Lebendigkeit, Zerbrechlichkeit und transformative Kraft. Das lyrische Ich fühlt sich wohl mit lebendigen Wörtern, die sich bewegen, grüßen und erfreuen (Verse 1-7). Aber das „Wort“ ist auch ein empfindliches Wesen, das leicht erkranken und sterben kann, wenn es nicht sorgfältig behandelt wird (Verse 8-17). Ein totes Wort ist ein hässliches, lebloses Ding, das verachtet wird (Verse 18-20). In der letzten Zeile drückt das lyrische Ich Verachtung für alle Prozesse aus, die Wörter töten (Vers 21).

In Bezug auf Form und Sprache verwendet Nietzsche eine einfache, aber kraftvolle Sprache, um seine Botschaft zu vermitteln. Das Gedicht hat eine klare Struktur und ist in einzelne Verse unterteilt. Die Verwendung von Alliteration (wie „Kling-Kling-Kling“ in Vers 19) und Reim trägt zur Rhythmus und Melodie des Gedichts bei. Die lebendige und bildhafte Sprache trägt zur Visualisierung des Wortes als empfindliches lebendiges Wesen bei, während das lyrische Ich als dessen Beschützer dargestellt wird.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht die Wichtigkeit der Worte betont und daran erinnert, sie sorgfältig zu verwenden und zu behandeln. Mit dem Wort, als zentralem Mittel der Kommunikation, wird verdeutlicht, welche Macht es besitzt - die Fähigkeit zu beleben, aber auch zu zerstören. Um die lebendige und kraftvolle Natur der Worte zu bewahren, ruft das Gedicht dazu auf, sie mit Respekt und Sorgfalt zu behandeln.

Weitere Informationen

Friedrich Nietzsche ist der Autor des Gedichtes „Das Wort“. Nietzsche wurde im Jahr 1844 in Röcken (Heute Ortsteil von Lützen, Sachsen-Anhalt) geboren. Im Zeitraum zwischen 1860 und 1900 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 122 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Friedrich Nietzsche ist auch der Autor für Gedichte wie „Im deutschen November“, „Gebet in die Morgenröte“ und „Die kleine Hexe“. Zum Autor des Gedichtes „Das Wort“ haben wir auf abi-pur.de weitere 25 Gedichte veröffentlicht.

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