Abschied von Rainer Maria Rilke

Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
 
Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:
 
Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
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ein leise Weiterwinkendes-, schon kaum
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erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
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von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Abschied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1899
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Abschied“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker der literarischen Moderne, der in der Zeit von 1875 bis 1926 lebte.

Auf den ersten Eindruck stellt das Gedicht kinästhetische Emotionen und tiefgreifende Empfindungen dar, die durch den Abschied hervorgerufen werden. Es scheint die komplexe Natur der Traurigkeit, des Verlusts und der Einsamkeit zu erfassen, die oft mit dem Prozess des Abschiednehmens einhergehen.

In einfachen Worten vermittelt das lyrische Ich seine Erfahrungen und Gefühle beim Abschiednehmen. Im ersten Vers spricht er davon, wie schwer es ist, Abschied zu nehmen, wie es ihm vorkommt wie etwas Dunkles, Grausames, das etwas Schönes enthüllt, nur um es dann zu zerreißen. Er fühlt sich wehrlos diesem Prozess ausgeliefert und hat das Gefühl, dass er von all seinen Lieben, die hier metaphorisch als „alle Frauen“ bezeichnet werden, verlassen wird. Schließlich beschreibt er ein leises Winken, das nicht mehr an ihn gerichtet scheint, möglicherweise ein Symbol für die Entfernung und Entfremdung, die der Abschied mit sich bringt.

Von der Form her besteht das Gedicht aus drei Strophen, jede mit vier Versen. Dies sorgt für einen regelmäßigen, fast ritualistischen Rhythmus, der die konstante und unvermeidliche Natur des Abschieds reflektiert. Die Sprache des Gedichts ist stark emotional und bildreich, was eine intensive Atmosphäre emotionaler Tiefe und Melancholie erzeugt. Rilke nutzt einfache, aber wirksame Bilder und Metaphern zur Darstellung seiner Gefühle, wie das „dunkle Unverwundene“ oder den Kuckuck, der hastig von einem Pflaumenbaum fliegt. Sie verstärken die Ausdruckskraft seiner Worte und machen das Gedicht zu einer lebhaften und berührenden Reflexion über das Phänomen des Abschieds.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Abschied“ ist Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. 1899 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 81 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Abend“, „Abend“ und „Abend“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abschied“ weitere 338 Gedichte vor.

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