Frühlingslied von Heinrich Seidel
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Frühling ist's, wie höchst erfreulich |
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Wirket dieser Tatbestand! |
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Dieses dacht' ich, als ich neulich |
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Ging spazieren auf das Land. |
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Lerchen singen wie zur Feier, |
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Blumen blühen roth und weiss, |
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Billiger sind schon die Eier, |
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Und die Butter sinkt im Preis! |
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Und bei all dem reichen Prangen |
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Wird das Herz so froh gesinnt, |
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Da so herrlich aufgegangen |
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Rüben und Kartoffeln sind |
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Ringsum wogen Saatenfelder |
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Und der Raps in Blüthe steht, |
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Der dem Landmann reiche Gelder |
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Bringet, wenn er wohl geräth. |
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Herrlich ist's im Wald tu gehen, |
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Wenn das Wachsthum in ihn fährt! |
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Ja, dann kann man förmlich sehen, |
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Wie sich sein Bestand vermehrt. |
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Und die schöne grüne Wiese! |
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Prächt'ges Futter wächst darin! |
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Sicher wohl gewährt auch diese |
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Einen hohen Reingewinn! |
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Schafe dort in woll'ger Hülle |
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Folgen still des Hirten Spur, |
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Mehrend ihres Fliesses Fülle |
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Für den grossen Tag der Schur. |
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Bunte, wohlgenährte Kühe. |
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Wandeln an dem grünen Hag, |
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Lohnend ihres Pflegers Mühe |
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Durch vermehrten Milchertrag. |
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Und so angenehm im Garten |
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Ist die holde Frühlingszeit, |
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Wo Gemüse aller Arten |
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Uns zum Wohlgeschmack gedeiht: |
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Wo die zarten Spargel schiessen, |
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Und Radieschen man gewinnt, |
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Welche köstlich zu geniessen |
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Und so leicht verdaulich sind. |
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Wahrlich, nicht genug zu preisen |
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Ist des holden Frühlings Macht! |
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Solches klärlich zu beweisen, |
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Hab' ich dieses Lied erdacht, |
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Das in süssen Melodeien |
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Mir aus meinem Busen sank, |
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Als zum ersten Mal im Freien |
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Heut ich wieder Kaffee trank! |
Details zum Gedicht „Frühlingslied“
Heinrich Seidel
6
48
228
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Heinrich Seidel, ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller, der von 1842 bis 1906 lebte, ist Autor dieses Gedichts, daher ist es zeitlich dem 19. Jahrhundert zuzuordnen.
Der erste Eindruck ist ein fröhlicher und zugleich humorvoller. Das Gedicht vermittelt die Freude des Autors am Frühling und seine Wertschätzung für die Natur und ihre Gaben, aber auch der ironischen Sicht auf die Vorteile des Frühlings für das alltägliche Leben.
Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Freude und die erfreuliche Veränderung, die der Frühling mit sich bringt. Seidel beschreibt die Freude über das Erblühen der Natur, das Gesang der Lerchen, das Wachsen der Nutzpflanzen und Tiere und die damit verbundene ökonomische Entlastung, symbolisiert durch sinkende Preise für Butter und Eier. Das lyrische Ich scheint diese Aspekte als Zeichen des Wohlergehens und des Glücks zu interpretieren.
Die Form des Gedichts umfasst sechs Strophen, jeweils in einem achtzeiligen Versmaß. Die Sprache ist einfach und wird durchweg in einem heiteren Ton gehalten. Dabei wirkt die Sprache realistisch und auf eine positive Art nüchtern. Es fehlen die üblichen Romantisierungen der Natur, statt dessen wird sie fast wie ein Wirtschaftsfaktor beschrieben. Dies bringt eine humorvolle Note in das ansonsten traditionelle Genre des 'Frühlingsliedes' ein.
Es ergeben sich eindeutig Schnittstellen zwischen dem Gedicht und der Biographie des Autors, der auch als Ingenieur fungierte - die methodische und systematische Betrachtung der Natur spiegelt dies wider. Abschließend kann man sagen, dass das Gedicht einen romantischen Optimismus mit einer ironischen Sichtweise auf produktive Aspekte des Frühlings kombiniert. Die Schönheit der Natur wird sowohl als ästhetische als auch als praktische Freude dargestellt. Die Liebe des lyrischen Ichs zum Frühling ist offensichtlich, aber es ist auch in der Lage, diese Freude auf eine bodenständige und humorvolle Weise auszudrücken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Frühlingslied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 228 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Frühlingslied“ weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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