Ingenieurlied von Heinrich Seidel

Krambambuli

Dem Ingenieur ist nichts zu schwere –
Er lacht und spricht: »Wenn dieses nicht, so geht doch das!«
Er überbrückt die Flüsse und die Meere,
Die Berge unverfroren zu durchbohren ist ihm Spass.
Er thürmt die Bogen in die Luft,
Er wühlt als Maulwurf in der Gruft,
Kein Hinderniss ist ihm zu gross –
Er geht drauf los!
 
Den Riesen macht er sich zum Knechte,
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Dess' wilder Muth, durch Feuersgluth aus Wasserfluth befreit,
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Zum Segen wird dem menschlichen Geschlechte –
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Und ruhlos schafft mit Riesenkraft am Werk der neuen Zeit.
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Er fängt den Blitz und schickt ihn fort
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Mit schnellem Wort von Ort zu Ort,
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Von Pol zu Pol im Augenblick
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Am Eisenstrick!
 
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Was heut sich regt mit hunderttausend Rädern,
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In Lüften schwebt, in Grüften gräbt und stampft und dampft und glüht,
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Was sich bewegt mit Riemen und mit Federn,
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Und Lasten hebt, ohn' Rasten' webt und locht und pocht und sprüht,
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Was durch die Länder donnernd saust
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Und durch die fernen Meere braust,
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Das Alles schafft und noch viel mehr
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Der Ingenieur!
 
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Die Ingenieure sollen leben!
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In ihnen kreist der wahre Geist der allerneusten Zeit!
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Dem Fortschritt ist ihr Herz ergeben,
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Dem Frieden ist hienieden ihre Kraft und Zeit geweiht!
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Der Arbeit Segen fort und fort,
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Ihn breitet aus von Ort zu Ort,
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Von Land zu Land, von Meer zu Meer –
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Der Ingenieur!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Ingenieurlied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
221
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ingenieurlied“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Dichter und Autor des 19. Jahrhunderts, der insbesondere für seine Arbeit als Ingenieur bekannt ist. Seidel lebte von 1842 bis 1906, wodurch das Gedicht in die Epoche des Realismus eingeordnet werden kann, jedoch mit starken Zügen der industriellen Revolution und des technischen Fortschritts.

Beim ersten Lesen erweckt das Gedicht einen starken Eindruck von Bewunderung und Stolz auf die Fähigkeiten und Errungenschaften der Ingenieure. Der erste Eindruck ist von Optimismus und Glauben an menschliche Fähigkeiten und Technologie durchsetzt.

In einfachen Worten handelt der Inhalt des Gedichts von den Fähigkeiten und Taten der Ingenieure. Der lyrische Sprecher preist, wie Ingenieure Hindernisse überwinden („Dem Ingenieur ist nichts zu schwere“), Naturgewalten beherrschen können („Er fängt den Blitz und schickt ihn fort“) und zum Wohle der Menschheit arbeiten („Den Riesen macht er sich zum Knechte“ - womöglich ein Bezug auf Maschinen und Technologien). Der Sprecher feiert insbesondere den Fortschritt („Der Arbeit Segen fort und fort“), den Ingenieure ermöglichen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die Sprache ist recht formal und feierlich, was den hymnischen Charakter des Gedichts unterstreicht. Immer wieder gibt es Übertreibungen (Hyperbeln) und Personifikationen, um das Schaffen der Ingenieure noch eindrücklicher zu schildern. Insgesamt ist der Sprachstil stark bildhaft und expressiv, dadurch wird die Wirkung des technologischen Fortschritts eindrücklich geschildert.

Die Anerkennung der Ingenieure und ihres Beitrags zum Fortschritt steht im Mittelpunkt und bildet das Hauptthema des Gedichts. Der vermutlich durch den technischen Beruf des Dichters geprägte Optimismus und Glaube an den Fortschritt ist charakteristisch für das Zeitalter der industriellen Revolution und spiegelt die damalige Begeisterung für Technologie und ihre Möglichkeiten wider.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Ingenieurlied“. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 221 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Zum Autor des Gedichtes „Ingenieurlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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