Das Infusorium von Heinrich Seidel
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War einst ein Infusorium |
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Es war das grösste um und um |
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In seinem Wassertropfen. |
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Es sass und dacht': "Wer gleichet mir? |
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Was bin ich für ein riesig Thier! |
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Ich bin so groß! - soweit man sicht, |
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Erschaut man meines Gleichen nicht!" |
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Kam eine Maus an diesen Ort |
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Die hatte Durst und trank sofort |
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Den ganzen Wassertropfen. |
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Mit sammt den Infusorien all |
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Fünfhunderttausend auf ein Mal. |
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Gar mancher Mensch ist solch ein Thor, |
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Wie dieser brave Infusor. |
Details zum Gedicht „Das Infusorium“
Heinrich Seidel
2
14
76
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Infusorium“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts tätig war. Auf den ersten Blick ist das Gedicht durch seinen einfachen und klaren Stil leicht zugänglich, obwohl es eine tiefe, metaphorische Bedeutung birgt.
Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Infusoriums, einer Art von einzelligem, im Wasser lebenden Organismus. Dieses Infusorium hält sich für das größte Wesen in seiner eigenen Begrenzung, seinem Wassertropfen (Strophe 1). Doch dann schluckt eine durstige Maus den Wassertropfen samt dem Infusorium und es bemerkt, dass es nur ein winziger Teil eines noch viel größeren Ganzen ist (Strophe 2).
Die Aussage des lyrischen Ichs könnte als Aufforderung an den Menschen verstanden werden, nicht nur in seinen eigenen Grenzen zu denken und zu leben, sondern sich seiner Rolle und seines Platzes in der viel größeren Welt bewusst zu sein. Es liefert Kritik an der Selbstüberschätzung und engstirnigen Sichtweise der Menschen.
Das Gedicht ist in zwei Strophen zu je sieben Versen gegliedert. Die Sprache ist klar und unkompliziert, die Blickwinkel sind stark auf den Makro- und Mikrokosmos gerichtet. Die verwendeten Reime sind klar und vorhersehbar, was dem Gedicht einen fast märchenhaften Klang verleiht. Diese Einfachheit und Klarheit in Form und Sprache stehen in starkem Kontrast zu der komplexen, moralischen Botschaft des Gedichts.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Das Infusorium“ von Heinrich Seidel ein einfaches, aber dennoch tiefgründiges Gedicht ist, das die Menschen dazu aufruft, über ihre eigene Selbstüberschätzung hinaus zu denken und ihren Platz in der Welt zu überdenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Infusorium“ des Autors Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 76 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Infusorium“ weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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