Umwandlung von Heinrich Seidel

Die du mir einst, du wilde Rose,
Das junge Knabenherz beglückt,
Die du mich einst durch deine lose,
Anmuth'ge Schelmerei entzückt,
So seh' ich dich nach Jahren wieder!
Wir hatten Zeit, uns zu entfalten
Ich kehre, fast der Alte, wieder,
Doch du hast keinen Zug behalten.
 
Wo blieb sie denn, die tolle Schöne,
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Das wilde flatterhafte Ding?
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O wie verwandelt ward der schöne
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Buntfarbig leichte Schmetterling!
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Hast einen Gatten - hast auch Kinder,
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Und strickst und sprichst von Fleisch und Butter,
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Wie Alles theuer wird geschwinder,
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Und von den Sorgen einer Mutter.
 
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So ganz erloschen und verloren
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Der schöne Duft der Jugendzeit!
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Du lächelst über mich, den Thoren,
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Und strotzest von Vernünftigkeit.
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Wirthschaftlich roth Gesicht und Hände
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Du musstest viel am Feuer stehn
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So muss ich, Rose, dich am Ende
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Als Hagebutte wiedersehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Umwandlung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Umwandlung“ stammt von Heinrich Seidel, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte und arbeitete. Sein Werk kann daher der Epoche des Realismus zugeordnet werden.

Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Beschreibung einer Wiederbegegnung zwischen dem lyrischen Ich und einer Frau, die es als junge wilde Rose bezeichnet. Die zentrale metaphorische Figur, die „wilde Rose“, diente in der Vergangenheit als Quelle kindlicher Begeisterung und Freude. Der Protagonist war einst von ihrer Lebendigkeit und ihren Scherzen hingerissen.

Das Gedicht beschreibt eine tiefgreifende Veränderung, die sowohl beim lyrischen Ich als auch bei der wilden Rose stattgefunden hat. Sie haben Zeit gefunden, um sich zu entfalten, der Protagonist kehrt fast unverändert zurück, während die Rose keinen Zug ihrer einstigen Identität behalten hat.

In der zweiten Strophe wird die Veränderung des weiblichen Gegenübers weiter beschrieben. Die ehemals flatterhafte Schönheit ist unauffindbar, sie hat sich zur nüchternen Hausfrau und Mutter verwandelt, welche von Alltagssorgen und Pflichten besetzt ist. Ihre neue Realität hat mit Arbeit, Sorgen um das Wohlergehen ihrer Kinder und Gesprächen über alltäglichen Haushaltssorgen zu tun.

Die dritte Strophe fasst die scheinbare Verwirrung und Enttäuschung des lyrischen Ichs zusammen. Die einstige Schönheit, Fröhlichkeit und Unbefangenheit der Jugend sind verschwunden. An ihrer Stelle ist nun Vernunft und Pflichttreue getreten.

Auf der formalen Ebene besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen. Es verwendet eine einfache und leicht verständliche Sprache. Die Metapher der Rosenblüte, die zur Hagebutte wird, ist ein starkes Bild für die Enttäuschung des lyrischen Ichs über die veränderte Identität des weiblichen Gegenparts. Das Gedicht offenbart eine gewisse Traurigkeit und Sehnsucht nach der vergangenen, unbeschwerten Jugendzeit. Es könnte eine Reflexion über den unvermeidlichen Prozess des Alterns und die Veränderungen sein, die das Leben mit sich bringt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Umwandlung“ des Autors Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 133 Worte. Die Gedichte „Hänschen auf der Jagd“, „Die Gaben“ und „Der Luftballon“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Zum Autor des Gedichtes „Umwandlung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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