Das Gnomenwirthshaus von Heinrich Seidel
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Tief im Wald, in einer Wildniss |
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Moosbewachsner Felsenblöcke |
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Liegt versteckt und nur erreichbar |
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Auf geheim verborgnen Pfaden |
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Kühl im Grund ein Gnomenwirthshaus. |
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Knusperknäuschen heisst der Gastwirt: |
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Wohl versteht im ganzen Lande |
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Keiner solches Bier zu brauen |
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Aus geheimen Waldeskräutern, |
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Klar wie Gold und sanft wie Baumöl. |
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Britzebrodel heisst der Mundkoch, |
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Der da in der Felsenhöhle |
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Bei des Feuers Flackerscheine |
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Kocht die köstlichsten Gerichte. |
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Wohlbekannt ist dieses Wirthshaus, |
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Und des Abends, wenn die Sonne |
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Sinkt im Westen in die Wipfel, |
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Kommen rings von allen Seiten |
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Muntre Gäste hergezogen: |
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Hackebock, der grosse Jäger, |
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Der den Wirth versorgt mit Wildpret, |
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Kleine Vögel bringt er, Meisen, |
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Die er listig fing in Sprenkeln, |
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Und er schleppt manch fette Waldmaus, |
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Oder oftmals kleine junge |
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Ringelnattern, welche köstlich |
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Schmecken, eingekocht in Sauer. |
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Goldmund kommt, der grosse Sänger. |
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Simserich, der Harfenspieler, |
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Durst'ge Musikantenseelen, |
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Trippelfix, der flinke Tänzer, |
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Knickebolz, der wunderkünstlich |
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Dinge schnitzt aus Holz und Knochen, |
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Schiffchentritt, der flinke Weber, |
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Pinkepank, der Schmiedemeister, |
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Und wie sie noch alle heissen. |
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Und sie grüssen sich und schwatzen, |
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Reihn sich um die Felsentische, |
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Trinken aus den winz'gen Bechern |
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Kräuterbier in vollen Zügen |
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Und verzehren mit Behagen, |
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Was mit Kunst der Koch bereitet. |
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Dieser isst gebacknes Heupferd |
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Köstlich schmeckt es, wenn die Beine |
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Sind recht knusperig gebraten |
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Jener schmaust gespickte Waldmaus |
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Mit Kompott aus Rosenblättern, |
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Und ein anderer schmatzt behaglich |
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Sauerkleesalat mit Eidechs. |
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Nach dem Essen wird gesungen |
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Und ein wenig musiziret. |
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Hackebock erzählt Geschichten, |
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Fürchterliche Jagdgeschichten, |
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Die er oft schon vortragen, |
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Wie er einst das wüthig wilde, |
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Riesenstarke, grosse Eichhorn |
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Nach verwegnem Kampf erlegt hat, |
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Wie er einst die meterlange, |
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Fabelhafte Ringelnatter |
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Hat lebendig eingefangen. |
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Also sitzen sie und schwatzen, |
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Bis die Nacht sich rings verbreitet. |
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Einer nach dem anderen zündet |
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Sein Laternchen, wandert heimwärts |
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Durch die wüste Felsenwildniss. |
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Knusperknäuschen schliesst sein Wirthshaus |
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Und der Koch verlöscht sein Feuer. |
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Bald nur blinken noch hernieder |
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In die schweigend schwarze Wildniss |
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Still des Himmels goldne Sterne. |
Details zum Gedicht „Das Gnomenwirthshaus“
Heinrich Seidel
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70
313
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Das Gnomenwirthshaus“ wurde von Heinrich Seidel (geboren am 25. Juni 1842, gestorben am 7. November 1906) verfasst. Seidel war ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller, der am Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts tätig war.
Bei dem ersten Eindruck des Gedichts fällt auf, dass es sich um eine erzählende Dichtung handelt, eine Art Fabel oder mythologische Erzählung, in der verschiedene Figuren vorgestellt werden. Es findet in einer zauberhaften, versteckten und geheimen Waldumgebung statt, die als Zufluchtsort für eine Gruppe von Gnomengestalten dient.
Der Inhalt des Gedichts handelt von einem verborgenen Gasthaus im Wald, das ausschließlich den Gnomengestalten bekannt ist. Der Wirt namens Knusperknäuschen wird als begabter Brauer beschrieben, während der Koch, Britzebrodel, für seine köstlichen Gerichte bekannt ist. Verschiedene Gäste werden vorgestellt, die alle einzigartige Namen und Berufe haben, die ihrer Persönlichkeit oder ihrem Aussehen entsprechen. Diese Gäste genießen ihre Zeit im Gasthaus, trinken Bier, essen Essen, haben Gespräche und erzählen Geschichten. Nach der Feier kehren alle nach und nach nach Hause zurück und lassen das Gasthaus zurück in die Stille der Nacht.
Was das lyrische Ich durch dieses Gedicht ausdrücken möchte, scheint die Wertschätzung von Gemeinschaft, Freundschaft, gutem Essen und Trinken und Geschichtenerzählen zu sein. Es gibt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft in diesem unwahrscheinlichen Ort und ein Gefühl des Friedens und der Zufriedenheit.
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in zwei Strophen unterteilt, die erste mit 49 Versen und die zweite mit 21 Versen. Der Autor verwendet eine einfache, narrative Sprache, die jedoch lebendige und detaillierte Beschreibungen ermöglicht. Der Rhythmus ist gleichmäßig und es gibt keinen offensichtlichen Reim. Das Gedicht ist in freier Versform geschrieben, was die Erzähl- und Bildsprache fördert. Die vielfachen charaktervollen Namen und das detailreiche Setting bilden einen reizvoll fantasievollen und bildhaften Eindruck.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Das Gnomenwirthshaus“ ist Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 313 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 70 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Die Gaben“, „Der Luftballon“ und „April“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Gnomenwirthshaus“ weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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