Rosenzeit von Heinrich Seidel
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Wenn die wilden Rosen blühn |
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An des Feldes Rand, |
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Frischgemähtes Wiesengrün |
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Duftet durch das Land, |
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Wenn in stillen Waldesgründen |
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Sich die rothen Beeren ründen |
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Und die Sommerzeit verkünden, |
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Wenn der Himmel blaut so weit |
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O du schöne Rosenzeit! |
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Hell und warm ist nun die Nacht, |
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Länger wird der Tag, |
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Dass er all der Schönheit Pracht |
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In sich fassen mag. |
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Frühling ist noch nicht gegangen, |
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Sommer hat schon angefangen, |
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Beide hold vereinigt prangen, |
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Herbst und Winter sind noch weit |
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O du schöne Rosenzeit! |
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Ja, in Rosen steht die Welt, |
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Aber ahnungsbang |
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Rauschet durch das Aehrenfeld |
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Schon ein fremder Klang: |
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Bald ertönt der Erntereigen, |
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Und die Rose wird sich neigen, |
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Und die Vögel werden schweigen! |
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Ach wie bald — dann liegst Du weit – |
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O du schöne Rosenzeit! |
Details zum Gedicht „Rosenzeit“
Heinrich Seidel
3
27
126
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Rosenzeit“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Ingenieur und Dichter, der von 1842 bis 1906 lebte. Demnach kann das Gedicht in die späte Phase des Realismus oder in den beginnenden Naturalismus eingeordnet werden.
Unmittelbar beim Lesen des Gedichts fällt die fröhliche und leichte Atmosphäre auf, die durch die Beschreibung einer sommerlichen, von Blumen geprägten Landschaft erzeugt wird. Der Leser wird in eine Welt voller Farben, Düfte und Lebensfreude hineinversetzt.
Der Inhalt des Gedichts beschreibt eine Phase des Jahres, gegen Ende des Frühlings und Anfang des Sommers, wenn die Rosen blühen („Rosenzeit“). Es beschreibt die Schönheit und die Freude, die diese Zeit mit sich bringt, und gleichzeitig die flüchtige Natur dieser Phase, da sie bald vom Einzug der Ernte und der Stille des Winters abgelöst wird. Das lyrische Ich scheint die Rosenzeit zu feiern und zugleich die Vergänglichkeit dieser kurzen, schönen Periode zu betrauern.
Die Form des Gedichts besteht aus drei Strophen zu je neun Versen. Dabei verwendet der Dichter eine einfache, verständliche Sprache und vermeidet komplizierte Metaphern oder Symbole. Jede Strophe endet mit dem Ausruf „O du schöne Rosenzeit!“, der sowohl als Lobpreisung als auch als melancholischer Ausdruck der Vergänglichkeit interpretiert werden kann.
Die Sprache des Gedichts ist reich an sinnlichen Beschreibungen, die die Rosenzeit lebendig machen. Der Dichter verwendet Farben („wilden Rosen“, „rothen Beeren“, „Himmel blaut“), Gerüche („Frischgemähtes Wiesengrün duftet“) und Klänge („fremder Klang“, „Erntereigen“) um die Atmosphäre der Rosenzeit zu vermitteln.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Heinrich Seidels „Rosenzeit“ den Inbegriff der kurzen, leuchtenden Pracht des Spätsommers darstellt und gleichzeitig die unvermeidliche Vergänglichkeit aller Schönheit betont. Durch seine einfache Sprache und seine sinnlichen Beschreibungen erweckt der Dichter eine intensive, aber flüchtige Lebensfreude, die genauso schnell verblasst, wie die Rosen verwelken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Rosenzeit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 126 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 27 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Meine Puppe kriegst du nicht!“, „Hänschen auf der Jagd“ und „Die Gaben“. Zum Autor des Gedichtes „Rosenzeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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