Im Mai 1868 von Heinrich Seidel
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Ja, noch ist es keine Sage, |
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Was der Dichter singt vom Mai: |
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Blauer Himmel, sonn'ge Tage |
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Ziehn in goldner Pracht vorbei. |
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Ist er doch ein schlauer Knabe! |
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Wankt einmal sein alter Ruhm, |
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Giebt er seine schönste Gabe, |
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Oeffnet er sein Heiligthum. |
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Streut er seine schönsten Blüthen, |
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Klingt und singt er früh und spat, |
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Gleich, als wollt' er uns vergüten, |
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Was er oft gesündigt hat. |
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Blauer Himmel, sonn'ge Tage |
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Ziehn im goldner Pracht vorbei |
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Ja, noch ist es keine Sage, |
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Was der Dichter singt vom Mai. |
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NACHTRAG IM JAHRE 1889. |
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Ach, noch einmal steigst du nieder, |
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Schön, wie damals, glänzt dein Kleid, |
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Aber eins bringst du nicht wieder: |
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Meine holde Jugendzeit! |
Details zum Gedicht „Im Mai 1868“
Heinrich Seidel
6
21
109
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das hier vorliegende Gedicht „Im Mai 1868“ stammt von Heinrich Seidel, einem deutschsprachigen Autor, der zwischen 1842 und 1906 gelebt hat. Aufgrund des Titels und des Nachtrags des Gedichts können wir davon ausgehen, dass dieses ursprünglich 1868 verfasst und 1889 bearbeitet oder ergänzt wurde.
Beim ersten Lesen des Gedichtes wird das Gefühl einer gewissen Nostalgie deutlich. Die lyrische Instanz scheint die Eigenschaften und Schönheit des Mais zu bewundern und zu verehren, wobei die Anspielung auf die „goldene Pracht“ die üppige Fülle und Schönheit der Natur in diesem Monat hervorhebt.
Der Kerninhalt des Gedichts handelt von der Schönheit und Herrlichkeit des Mais und wie diese, trotz einer möglichen Veränderung des Rufs des Dichters, unermesslich ist. Es wird suggeriert, dass der Mai sich ausgleicht („vergüten“) für seine Sünden, indem er seine schönsten Gaben preisgibt. Darüber hinaus scheint die lyrische Instanz sowohl vom anfänglichen Gedicht von 1868 zu sprechen als auch eine Reflexion auf die vergangene Zeit im Nachtrag von 1889 anzusprechen.
Im Hinblick auf die Form des Gedichts besteht es aus fünf Strophen, wobei jede der ersten vier Strophen vier Verse und die letzte Strophe nur einen Vers hat, gefolgt von einem vier-zeiligen Nachtrag. Dieses strukturierte Format gibt dem Gedicht eine Art Rhythmus.
Sprachlich verwendet Seidel eine bildhafte, metaphernreiche Sprache, um den Mai zu beschreiben. Er nutzt Begriffe wie „goldene Pracht“, „Heiligthum“, „schönste Gabe“, um die Schönheit und Heiligkeit des Mais zu betonen. Die lyrische Instanz verwendet auch personifizierte Attribute, um den Mai zu beschreiben, was ihm eine fast menschliche Qualität verleiht.
Insgesamt kann das Gedicht als eine Hommage an die Schönheit des Mais und als eine Reflexion auf die vergangene Zeit und die Veränderungen, die mit ihr eingetreten sind, interpretiert werden. Mit dem Nachtrag von 1889 reflektiert die lyrische Instanz nostalgisch, dass der Mai immer noch so schön ist wie früher, aber die Zeit, die einmal war („holde Jugendzeit“), nicht zurückkehren kann.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Im Mai 1868“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Der Autor Heinrich Seidel wurde 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1858 bis 1906 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Musik der armen Leute“, „Der Zug des Todes“ und „Der Tod Moltkes“. Zum Autor des Gedichtes „Im Mai 1868“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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