Nach dem Gewitter von Heinrich Seidel

Friede. Friede!
Golden versank die Sonne
Im rosigen Wolkenmeer.
Hinter den Bergen,
Fern und ferner
Verhallt der Donner.
Röthlich glimmen
Die Häupter der Berge,
Doch im Thale schon
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Sinken die Schatten.
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So nach des Lebens
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Streben und Ringen
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Wenn meine Stunde naht
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Möchte ich scheiden.
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Wie dieser Tag
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Friedfertig
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Nach dem Zucken der Blitze
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Und dem Rollen des Donners,
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In den süssen Frieden der Nacht.
 
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Tiefer und tiefer
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Schwindet das Roth.
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Es dunkeln die Berge
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Aus den schwarzen Tannenzacken
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Steigt der Mond hervor
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Ueber die träumende Welt.
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Friede, Friede!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Nach dem Gewitter“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nach dem Gewitter“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Seine literarische Aktivität fällt demnach in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, eine Epoche, in der sich die deutsche Lyrik stark mit Stimmungen und Gefühlen beschäftigte.

Der erste Eindruck beim Lesen dieses Gedichtes ist eine enorme Ruhe und Friedfertigkeit. Es scheint, als ob die Natur durch ein Gewitter gereinigt wurde und nun eine friedvolle Stimmung herrscht.

Inhaltlich betrachtet schildert das Gedicht die Natur nach einem Gewitter. Die Sonne geht unter, der Donner verhallt in der Ferne und die Dunkelheit legt sich über das Tal. Der Tag endet friedfertig und die Nacht bringt süßen Frieden. In der zweiten Strophe wird dieser Frieden weiter vertieft; die Farben des Tages verblassen und der Mond erhebt sich über die schlafende Welt. Interessant ist, dass das lyrische Ich diesen natürlichen Prozess als Metapher für das eigene Leben nutzt. Es drückt den Wunsch aus, nach einem Leben voller Anstrengungen und Kämpfe ebenso friedlich und sanft zu sterben, wie der Tag in der Natur endet.

Das Gedicht ist in zwei Strophen unterteilt und zeichnet sich durch eine freie Versform aus, was typisch für die Lyrik im 19. Jahrhundert ist. Die Sprache ist bildreich und emotional, die Natur wird sehr detailreich und anschaulich beschrieben. Insbesondere die wiederholte Aufforderung zu Frieden am Anfang und Ende des Gedichts gibt dem Text eine meditative und beruhigende Stimmung. Auch der Aufstieg des Mondes und das Verblassen der Farben sind sehr eindringlich geschildert und tragen zur atmosphärischen Dichte des Gedichts bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heinrich Seidel ein Gedicht von großer Schönheit und Meditativität geschaffen hat. Es lässt den Leser nicht nur die Ruhe nach einem Gewitter spüren, sondern überträgt diese Stimmung auch auf den menschlichen Lebenskreislauf. Die Betrachtung der Natur wird so zu einer Betrachtung des eigenen Lebens und Todes. Mit seiner atmosphärischen Sprache schafft es das Gedicht, den Leser zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Es ist ein sehr schönes Beispiel für die Naturlyrik des 19. Jahrhunderts.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Nach dem Gewitter“ ist Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 26 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nach dem Gewitter“ weitere 216 Gedichte vor.

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