Die Seifenblase von Heinrich Seidel
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Die Seifenblase schimmert weiss zuerst. |
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Dies wandelt sich in Blau, das Blau in Purpur, |
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Das schöne Roth verschwimmt in Gold sodann, |
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Und dies verblasst in Weiss. - Alsdann ein Zittern |
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Geht durch das zarte Rund und es zerplatzt! |
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Der ersten Kindheit lämmerweisse Zeit |
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Entschwindet bald; es kommt das Knabenalter |
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Mit einer Welt voll blauer Wunderdinge |
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Und unbekannter Fernen. - Lieblich darin |
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Erschliesst der Liebe selig Morgenroth |
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Dem Jüngling sich. - Doch strenger wird die Zeit: |
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Es muss der Mann im Kampf nach Golde ringen, |
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Bis er, ein Greis in weissern Silberhaar, |
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Zurücksinkt in die alte Kindlichkeit |
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Und dann ins Grab |
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Dies' war es, was ich dachte, |
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Als jüngst mein Knabe Seifenblasen machte. |
Details zum Gedicht „Die Seifenblase“
Heinrich Seidel
2
17
112
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Seifenblase“ stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Ingenieur, Romancier und Dichter, der von 1842 bis 1906 lebte. Das Gedicht lässt sich also in das 19. Jahrhundert einordnen, genauer gesagt in die Epoche des Biedermeier und des Realismus.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht verträumt und malerisch mit einem leichten melancholischen Unterton. Diese Gefühlsmischung ergibt sich aus der sehr bildhaften Schilderung einer Seifenblase und dem daraus folgenden Vergleich mit dem Lebenszyklus eines Menschen.
Im Inhalt des Gedichts steht die Leichtigkeit und Vergänglichkeit einer schimmernden Seifenblase als Metapher für die verschiedenen Lebensphasen eines Menschen. Zuerst erscheint die Seifenblase weiß, dann wandelt sich ihre Farbe in Blau, Purpur und Gold, und sie endet in einem erneuten Weiß, bevor sie zerplatzt. Diese Farbmetaphorik spiegelt Kindheit, Jugend, Reife und Alter wider. Die Kindheit wird als eine Zeit weißer Unschuld dargestellt, die Jugend ist eine Phase der Entdeckungen, der Liebe und des Abenteuers. Das reife Alter ist geprägt von Kämpfen und Schwierigkeiten und das Alter ist eine Rückkehr in die Kindheit, gefolgt vom Tod.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts folgt Seidel keiner strengen Form. Er nutzt weder ein durchgehendes Versmaß noch einen konstanten Reim, was dem Gedicht eine freie und fließende Form verleiht. Die Sprache ist bildreich und voller farblicher Metaphorik, oft verbunden mit emotionalen Zuständen oder Lebensphasen. Der Erzählstil ist eher melancholisch und nachdenklich, aber nicht ohne eine gewisse Leichtigkeit, ähnlich der einer Seifenblase.
Insgesamt stellt das Gedicht „Die Seifenblase“ eine meditative Reflexion über das Leben und seine Vergänglichkeit dar. Es illustriert, wie vergänglich und flüchtig das Leben ist, ähnlich einer Seifenblase, die in all ihrer Farbenpracht kurz aufblitzt und dann zerplatzt. Es erinnert uns daran, dass jede Lebensphase ihre eigene Schönheit und Herausforderungen hat und dass letztendlich alles endlich ist.
Weitere Informationen
Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Die Seifenblase“. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 112 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 17 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Zum Autor des Gedichtes „Die Seifenblase“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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