An den Leser zum Schluss von Heinrich Seidel
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Ein Bild giebt der Poet uns in Gedichten |
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Von seinem Sein und seinem tiefsten Wesen, |
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Und hast du bis ans Ende nun gelesen, |
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So hab' ich nur noch Eines zu berichten: |
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Ich wollte hier auf keinen Zug verzichten, |
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Auch, dass ich manchmal bin ein Thor gewesen |
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Und an die Narrheit zahlte meine Spesen, |
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Verschwiegen hab' ich's und verhehlt mit nichten. |
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Am Schluss des Dramas liebten schon die Alten |
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Im Satyrspiel vom Ernst sich zu erholen, |
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Darum verzeih und sei nicht ungehalten! |
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Nimm auch die derben Scherze auf mit Milde |
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Ich gab mich ganz, und somit: Gott befohlen |
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Auch dieser Zug gehört zu meinem Bilde! |
Details zum Gedicht „An den Leser zum Schluss“
Heinrich Seidel
4
14
104
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „An den Leser zum Schluss“ wurde vom deutschen Schriftsteller Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Damit kann das Gedicht zeitlich der Epoche des Realismus zugeordnet werden.
Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht als eine Art Abschlusswort und Reflektion des Autors. Es scheint, als wolle der Autor seine Intentionen und Motivationen in Bezug auf seine Poesie erläutern und seine Leser um Verständnis bitten.
Im Wesentlichen spricht das lyrische Ich über die Beschaffenheit der eigenen Gedichte. Es hebt hervor, dass die Gedichte ein Bild vom tiefsten Wesen und Sein des Dichters geben (Verse 1 und 2). Im zweiten Abschnitt gesteht das lyrische Ich Fehler und Närrischkeiten ein, welche es nicht zu verschleiern versucht (Verse 5 bis 8). Das dritte und das vierte Quartett nehmen Bezug auf die Tradition des alten Dramas, insbesondere des Satyrspiels, bei dem es Shifts vom Ernsthaften zum Komischen gibt (Verse 9 bis 11). Das lyrische Ich bittet den Leser, auch derbe Scherze mit Milde zu nehmen und akzeptieren, da es sich ganz gegeben hat und das alles zu seinem Bild gehört (Verse 12 bis 14).
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, davon zwei Quartetten und zwei Terzetten, also den Formen, die auch im Sonett vorkommen. Die Sprache ist eher schlicht, aber durch die zahlreichen Metaphern und die direkte Ansprache des Lesers dennoch sehr ausdrucksstark. Seidel verwendet eine für das 19. Jahrhundert typische Bildersprache und Metaphorik, was auf seine Zugehörigkeit zum Realismus hinweist. Des Weiteren ist das Gedicht in reimfreien Versen gehalten, was eine gewisse Freiheit und Offenheit symbolisiert, die auch im Inhalt des Gedichts zum Ausdruck kommt.
Insgesamt spiegelt das Gedicht die Offenheit und Ehrlichkeit des Dichters gegenüber seinem Leser wider. Es ist ein Geständnis und gleichzeitig eine Bitte um Verständnis, Akzeptanz und Milde. Es zeigt auch auf, dass das Schreiben für Seidel eine Form der Selbstexploration und Selbstoffenbarung ist und dass Fehler, Scherze und Närrischkeiten ein Teil davon sind.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „An den Leser zum Schluss“ ist Heinrich Seidel. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 104 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Zum Autor des Gedichtes „An den Leser zum Schluss“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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