Hier und dort von Heinrich Seidel
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Auf Erden geht es geräuschvoll zu, |
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Wenn sie sich morden und fressen. |
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Das kreischt und schreit und hält nicht Ruh |
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Und brüllt ganz ungemessen. |
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Es heult der Wolf im Waldesgrund, |
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Und wilde Rufe schallen, |
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Es tönt das Horn, es bellt der Hund, |
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Die Büchsenschüsse knallen. |
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O tauch' mit mir auf des Meeres Grund, |
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Da wirst du Frieden finden! |
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Seerosen blühen weiss und bunt, |
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Wo Aale still sich winden. |
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Bei Hecht und Haifisch hast du Ruh, |
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Da schweigt der Lärm, der schrille! |
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Da geht es fein manierlich zu: |
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Man frisst sich ganz in der Stille. |
Details zum Gedicht „Hier und dort“
Heinrich Seidel
2
16
94
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Hier und dort“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der von 1842 bis 1906 lebte. Das lässt uns das Gedicht in den Kontext des literarischen Realismus und der industriellen Revolution einordnen.
Betrachtet man das Gedicht zum ersten Mal, ist auffällig, wie Seidel die Kontraste zwischen Land und Meer hervorhebt. Die erste Strophe beschreibt das Land als einen Ort des Lärms und der Gewalt, wo alle Lebewesen in einem scheinbar endlosen Kampf ums Überleben sind. Die zweite Strophe stellt das Meer als einen Ort des Friedens und der Stille dar, in dem sich selbst Raubtiere still und leise verhalten.
Das lyrische Ich spricht davon, wie es auf der Erde zugeht - mit all dem Lärm und der Unordnung von Lebewesen, die einander jagen und töten. Es scheint sich von diesem Chaos abgestoßen zu fühlen und lädt uns ein, mit ihm auf den Meeresgrund zu tauchen. Dort, so versichert es, herrschen Stille und Frieden vor, selbst beim Fressen, das hier, im Gegensatz dazu, was auf der Erde geschieht, in „manierlicher“ Stille stattfindet.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen zu je acht Versen. Dabei folgt jede Strophe der gleichen Reimstruktur (ABABCCDD), was für einen gut erkennbaren Rhythmus sorgt und die beiden Strophen miteinander verbindet. Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und direkt, aber dennoch bildreich und anschaulich. Seidel benutzt viele lautmalerische Begriffe („kreischt“, „schreit“, „brüllt“, „heult“, „knallen“), um den Lärm auf der Erde zu beschreiben. Dagegen stehen die stillen, ruhigen Bilder des Meeresbodens. Seine Fähigkeit, Stimmungen und Atmosphären zu erzeugen, zeigt sich besonders deutlich in diesem Kontrast.
Insgesamt scheint das lyrische Ich in Seidels Gedicht eine Sehnsucht nach Ruhe und Frieden auszudrücken, die es auf der Erde nicht finden kann. Es sieht im Meer einen Rückzugsort vor der schmerzhaften Realität des Lebens, einen Ort, an dem selbst naturgegebene Gewaltakte sich in Stille vollziehen können. Es könnte somit als eine Kritik an der zivilisierten Welt, die von Lärm, Gewalt und Unruhe beherrscht wird, gelesen werden. Das Gedicht fordert uns vielleicht dazu auf, diese Sehnsucht nach Frieden und Stille zu erkennen und nach Wegen zu suchen, sie in unserer eigenen Welt zu verwirklichen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Hier und dort“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Meine Puppe kriegst du nicht!“, „Hänschen auf der Jagd“ und „Die Gaben“. Zum Autor des Gedichtes „Hier und dort“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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