Laternenlied von Heinrich Seidel
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Abends, wenn es dunkel wird, |
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Und die Fledermaus schon schwirrt, |
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Gehn wir mit Laternen aus |
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In den Garten hinter'm Haus, |
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Und im Auf- und Niederwallen |
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Lassen wir das Lied erschallen: |
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Laterne, Laterne, |
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Sonne, Mond und Sterne. |
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Wie so lieblich aus dem Grün |
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Fern und nah die Lichter glühn, |
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Schimmern auf den hellen Steig, |
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Spiegeln sich im schwarzen Teich; |
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Rosig aus dem Dunkel leuchtet |
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Manche Blume thaubefeuchtet. |
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Laterne, Laterne, |
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Sonne, Mond und Sterne! |
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Plötzlich aus dem Wolkenthor |
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Kommt der gute Mond hervor, |
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Wandelt seine Himmelsbahn |
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Als ein Hauptlaternenmann, |
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Leuchtet bei dem Sterngefunkel |
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Lieblich aus dem blauen Dunkel. |
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Laterne, Laterne, |
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Sonne, Mond und Sterne! |
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Ei nun gehen wir nach Haus, |
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Blasen die Laternen aus, |
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Lassen Mond und Sternelein |
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Leuchten in der Nacht allein, |
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Bis die Sonne wird erwachen, |
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Alle Lampen auszumachen. |
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Laterne, Laterne, |
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Sonne, Mond und Sterne! |
Details zum Gedicht „Laternenlied“
Heinrich Seidel
4
32
135
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Laternenlied“ stammt von dem deutschen Schriftsteller Heinrich Seidel, der von 1842 bis 1906 lebte und somit im Kontext des Realismus einzuordnen ist.
Bereits beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer friedvollen Nachtlandschaft. Es geht um einen späten Abendspaziergang mit Laternen, der durch einen Garten und in die nächtliche Dunkelheit führt. Dabei werden sowohl die natürlichen Himmelsbeleuchtungen in Form von Sonne, Mond und Sternen hervorgehoben, als auch künstliche Lichtquellen wie die Laternen, die auf romantische Weise die Dunkelheit erhellen.
Der Inhalt des Gedichts lässt sich einfacher ausdrücken: Die lyrischen Figuren brechen bei Einbruch der Dunkelheit mit Laternen zu einem Spaziergang auf. Sie betrachten dabei sowohl ihre eigenen Laternenlichter als auch die natürlichen Lichter von Mond und Sternen und schließlich die aufgehende Sonne, die letztlich alle künstlichen Lichter überflüssig macht. Das Lied, das sie dabei anstimmen („Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne“), unterstreicht nochmals die Schönheit und Lieblichkeit des natürlichen Lichts im Vergleich zu künstlichen Lichtquellen, die letztendlich ausgeblasen werden.
Im Hinblick auf die Struktur und Sprache des Gedichts fällt auf, dass jede der vier Strophen aus acht Versen besteht und den gleichen Refrain aufweist. Der Rhythmus ist flüssig und reich an melodiösen Zügen, was einen gesanglichen Vorleseton nahelegt. Die Sprache ist anschaulich und malerisch, um die Naturbetrachtung zu intensivieren. Dabei kommen zahlreiche sinnliche Eindrücke zum Tragen, etwa „rosig“, „thaubefeuchtet“ oder der „helle Steig“. Dies unterstreicht die Poesie der Natur und der Nacht und erzeugt ein Bild von Stille und Harmonie.
Zusammengefasst verwandelt Heinrich Seidel einen alltäglichen Abendspaziergang in einen Moment tiefer Ruhe und Schönheit. Er feiert dabei das einfache Leben und die Natur in Einklang mit der menschlichen Existenz.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Laternenlied“ des Autors Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 135 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „Die Gaben“, „Der Luftballon“ und „April“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Zum Autor des Gedichtes „Laternenlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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