Winter von Heinrich Seidel

Baumläuferchen, das feine,
Mit seinem Stimmchen hell,
Zaunkönig auch, der kleine,
Der niedliche Gesell,
 
Die zierlich zarten Meisen,
Goldhähnchen, winz'ges Ding
Mag auch die Welt vereisen,
Sie schätzen es gering!
 
Sie zieh'n durch Waldesräume
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Mit leisem "Sit, sit, sit,"
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Durchsuchen Busch und Bäume
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Und nehmen stets was mit.
 
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Zaunkönig gar, der kecke,
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Hebt jubelnden Gesang,
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Ob auch des Seees Decke
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Vom Hauch der Kälte sprang:
 
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"Bald wird die Sonne scheinen,
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Du Winter musst hinaus!
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Wir Kleinen und wir Feinen,
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Wir lachen froh Dich aus!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Winter“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Winter“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Dichter und Ingenieur, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (* 25. Juni 1842 - † 7. November 1906) lebte und wirkte.

Das Gedicht hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und Heiterkeit trotz der Kälte und Härte des Winters. Es weckt in uns den Eindruck, als würden wir durch einen verschneiten Wald spazieren und die Vögel bei ihrem leisen Gesang und ihrer Futtersuche beobachten.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Lebensfreude und der Stärke kleiner Vögel, die trotz der winterlichen Witterung nicht aufhören, ihr Lied zu singen und ihr Leben zu genießen. Liebevoll widmet Seidel jeder Vogelart eine eigene Strophe. Sie trotzen der Kälte und dem vereisten Wald, sie suchen Fleißig nach Futter und lassen sich durch die winterliche Umgebung nicht beeinflussen. Insbesondere der Zaunkönig, der in der letzten Strophe erneut hervorgehoben wird, jubiliert fröhlich, obwohl der See zugefroren ist. Sie verkünden mutig und zuversichtlich den baldigen Wechsel der Jahreszeiten und lachen fröhlich den Winter aus.

In Bezug auf die Form handelt es sich um ein gereimtes Gedicht mit fünf vierzeiligen Strophen und einem recht gleichmäßigen Versmaß, das zu dem ruhigen, gelassenen Ton des Ganzen beiträgt. Die Melodik der Sprache und der Rhythmus der Verse erzeugen ein fast musikalisches Echo auf den Vogelgesang, der im Gedicht beschrieben wird.

Die Sprache des Gedichts ist heiter und liebevoll, mit vielen zärtlichen Details, die die Vögel und ihre Aktivitäten beschreiben. Gleichzeitig ist sie auch sehr bildhaft und malerisch, etwa wenn der „Hauch der Kälte“ die „Decke des Sees“ zum „Springen“ bringt. Überdies schwingt eine Note der Bewunderung für diese kleinen Geschöpfe und ihre zähe Lebensfreude mit. Es scheint, als ob das lyrische Ich uns auffordern möchte, das Durchhaltevermögen und die Lebensfreude der Vögel zu würdigen und uns an ihrer positiven Einstellung ein Beispiel zu nehmen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Winter“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. In der Zeit von 1858 bis 1906 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 84 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Musik der armen Leute“, „Der Zug des Todes“ und „Der Tod Moltkes“. Zum Autor des Gedichtes „Winter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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