Regentag im Herbst von Heinrich Seidel

Still vom grauen Himmelsgrunde
Sprüht der sanfte Regenstaub
Trüber Tag und trübe Stunde
Thränen weint das rothe Laub;
Vom Kastanienbaum ohn' Ende
Schweben still die welken Hände.
 
Trübe Herbstesregentage:
Gerne wandr' ich dann allein,
Was ich tief im Herzen trage,
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Leuchtet mir in hellem Schein;
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In die grauen Nebelräume
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Spinn' ich meine goldnen Träume.
 
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Und so träum' ich still im Wachen,
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Bis der Abend niedersinkt,
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Und in all den Regenlachen
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Sanft und roth sein Abglanz blinkt.
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In der Nähe, in den Weiten:
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Rosenschimmer bessrer Zeiten!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Regentag im Herbst“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Regentag im Herbst“ ist von Heinrich Seidel, der zwischen 1842 und 1906 lebte. Diesem Zeitraum entsprechend ist das Gedicht der literarischen Epoche des Realismus zuzuordnen.

Bei einem ersten Eindruck fällt ein melancholisches Stimmungsbild auf, welches durch die herbstliche Szenerie eines Regentages und den inneren Gefühlen des lyrischen Ichs erzeugt wird. Die Stimmung ist insgesamt eher trüb und nachdenklich.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich zunächst die äußere Situation des trüben Herbsttages im ersten Verspaar. Die Natur wird dabei personifiziert, indem den Blättern Tränen und den Kastanien welkende Hände zugeschrieben werden. Im zweiten Verspaar wandelt sich die Perspektive und das lyrische Ich fokussiert seine eigene Empfindung: Es zieht sich zurück, geht allein spazieren und beginnt zu träumen. Diese Träume sind im Gegensatz zu der trüben äußeren Welt golden und leuchtend – es scheint, als suche das lyrische Ich in ihnen eine Art Trost oder Flucht. Im letzten Verspaar wird diese Traumwelt nochmals stärker hervorgehoben. Der Tag neigt sich dem Ende zu und die untergehende Sonne lässt den Regen im Abglanz rot erscheinen und weckt Assoziationen an eine hoffnungsvolle, bessere Zeit.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je sechs Versen. Jeder Vers besitzt betont-unbetonte Silben, was eine ruhige, nachdenklich stimmende Rhythmik erzeugt. Der Reim ist durchgehend umarmend (ABBA). David West (ABBA). Dieses Muster unterstützt die Atmosphäre der Melancholie und Trübseligkeit, die durch das Gedicht erzeugt wird: Jeder Vers ist sozusagen vom nächsten „umarmt“, was das Gefühl der Enge und Einsamkeit verstärkt.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch. Insbesondere stehen die Motive des Regens und der herbstlichen Stimmung symbolisch für Traurigkeit und Vergänglichkeit, wohingegen die goldfarbenen Träume und der rosige Abglanz Hoffnung und Zuversicht vermitteln. Die Farben Grau, Rot und Gold erzeugen starke Kontraste und Intensitäten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Seidel in „Regentag im Herbst“ die Suche nach Sinn, Trost und Hoffnung in Zeiten der Einsamkeit und Trübsal thematisiert. Trotz Melancholie und Niedergeschlagenheit scheint das lyrische Ich im Stande zu sein, in der Traumwelt positive Gefühle und Hoffnung zu aktivieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Regentag im Herbst“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 85 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Die Gedichte „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Zum Autor des Gedichtes „Regentag im Herbst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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