Sonniger Herbsttag von Heinrich Seidel
1 |
Abschiedshauch durchweht die Lüfte, |
2 |
Letzte Farben, letzte Düfte, |
3 |
Und ein letzter holder Klang. |
4 |
Wo sind jene schönen Tage, |
5 |
Da aus jedem Blüthenhage |
6 |
Tönte Nachtigallensang? |
|
|
7 |
Zwar noch blüht die letzte Rose, |
8 |
Doch die bleiche Herbstzeitlose |
9 |
Schimmert schon im Wiesengrün; |
10 |
Sie verschlief das beste Wetter |
11 |
Und nun kommt sie ohne Blätter |
12 |
Sich beizeit noch auszublühn. |
|
|
13 |
Träumerisch in sich versunken |
14 |
Und wie von Erinnrung trunken |
15 |
Liegt die Welt so blau und weit, |
16 |
Sehnsuchtsvoll, mit sanfter Klage, |
17 |
Still gedenkend goldner Tage |
18 |
Und der schönen Rosenzeit! |
Details zum Gedicht „Sonniger Herbsttag“
Heinrich Seidel
3
18
81
1842 - 1906
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sonniger Herbsttag“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, der von 1842 bis 1906 lebte. Sein Schaffen ordnet sich der Epoche des Realismus zu.
Auf den ersten Eindruck vermittelt das Gedicht eine melancholische Stimmung, geprägt von einer stetigen Sehnsucht nach den vergangenen, schöneren Tagen. Es scheint, als würden die Farben, Düfte und Geräusche des einst blühenden Frühlings und Sommers nun verblassen und einer kälteren, scheinbar weniger lebensvollen Jahreszeit weichen.
Im Gedicht schildert das lyrische Ich den Übergang von der lebendigen, farbenfrohen Jahreszeit zu einer kühleren, weniger lebendigen Jahreszeit. Die erste Strophe spricht von einem „Abschiedshauch“, der durch die Lüfte weht, und fragt nach den „schönen Tagen“, in denen die Nachtigallensang. Diese Schilderung lässt den Leser auf einen nostalgischen Rückblick auf den Frühling und Sommer schließen.
Die zweite Strophe handelt von letzter erblühender Rose, während schon die Herbstzeitlose, eine Herbstblume, aufscheint. Die Ironie liegt darin, dass die Herbstzeitlose das „beste Wetter“ verpennt hat und nun ihre Blütezeit beginnt, wenn die Natur sich eigentlich schon auf den Winterschlaf vorbereitet.
Die dritte und letzte Strophe beschreibt eine melancholische und träumerische Welt, die „so blau und weit“ liegt und „sehnsuchtsvoll“ an die „goldnen Tage“ und die „schönen Rosenzeit“ zurückdenkt. Dies deutet auf einen emotionalen Übergang hin, den das lyrische Ich durchlebt, während es die Veränderungen in seiner Umgebung wahrnimmt.
Vom formalen Aspekt her besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Sprache des Gedichts ist leicht verständlich und fließt ruhig. Sie ist geprägt von emotionalen Metaphern und Farbbeschreibungen, die eine melancholische und träumerische Stimmung erzeugen. Beispielsweise wird der „Abschiedshauch“ personifiziert und die Tage werden als „goldnen“ bezeichnet, was eine idyllische und perfekte Vergangenheit suggeriert.
Im Gesamteindruck vermittelt das Gedicht also eine tiefe Melancholie und Nostalgie, die den unausweichlichen Wandel der Natur und die Vergänglichkeit der Zeit reflektiert. Der Autor zeigt eine tiefe Sehnsucht nach der lebensvollen Vergangenheit und stellt sie dem Stillstand und der Kargheit des Herbstes gegenüber.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Sonniger Herbsttag“ ist Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 81 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonniger Herbsttag“ weitere 216 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Seidel (Infos zum Autor)
- Arbeit ist das Zauberwort
- Die schönen Bäume
- Meine Puppe kriegst du nicht!
- Hänschen auf der Jagd
- Die Gaben
- Der Luftballon
- April
- Die Musik der armen Leute
- Der Zug des Todes
- Der Tod Moltkes
Zum Autor Heinrich Seidel sind auf abi-pur.de 216 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt