Die Schwalbe von Heinrich Seidel

Liebliche Schwalbe!
Gern, wenn am Fenster
Ich lausche des Abends
Friedlichen Tönen,
Blick' ich dir nach,
Wenn du mit leichtem
Schimmernden Flügel
Vorüber dich schwingst.
Gern auch schau ich nach dir,
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Wenn auf benachbartem Dach
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Im röthlichen Strahl der Sonne
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Du zwitscherst dein krauses Lied,
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Oder am kugligen Nest,
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Wo dir sorglich die Gattin weilt
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Hineinschauend hangest.
 
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Andere singen wohl schöner als du,
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Andre prunken mit buntem Gefieder;
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Schön ist der Schwan,
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Gewaltig der Adler!
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Doch du bist mir werth,
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Du liebliche Schwalbe,
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Du Vogel der Heimath!
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Allzeit kehrest du wieder
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Von südlichem Lande,
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Dir dein zutraulich Nest
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Zu bauen im Norden
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Nimmer vergisst du der Heimkehr.
 
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Sinnend gedenk' ich der Zeit,
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Da selber ich weilte
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Ferne der Heimath.
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Ein Abend war es wie heut
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Friedlich und sonnbeglänzt -.
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Da sangst du mir in's Ohr
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Den alten Heimwehklang,
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Das süsse herzbezwingende Lied,
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Dass mich verlangte
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Mit brennender Sehnsucht
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Nach jener Stätte
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Der sonnigen Jugend,
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Wo ich zuerst gesehn,
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Schwingend um's Vaterhaus,
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Dich, liebliche Schwalbe,
43 
Du Vogel der Heimath.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Die Schwalbe“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
43
Anzahl Wörter
168
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Schwalbe“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der von 1842 bis 1906 lebte. Das bedeutet, das Gedicht wurde vermutlich im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert verfasst, was im Kontext der deutschen Romantik und des Naturalismus liegt.

Beim ersten Eindruck vermittelt das Gedicht eine beruhigende und nachdenkliche Atmosphäre. Es beschreibt die Freuden des lyrischen Ichs beim Beobachten einer Schwalbe, genauer seine Gedanken und Emotionen, die durch das Verhalten des Vogels hervorgerufen werden.

Im Gedicht wird die Schwalbe als Symbol für Heimat und Rückkehr verwendet. Die ständige Wiederkehr der Schwalbe weckt im lyrischen Ich Erinnerungen an die eigene Heimat und an Zeiten, in denen es selbst weit weg war. Der Vogel steht ebenfalls für das Fernweh und Heimweh, das durch seine Reisen zwischen verschiedenen Ländern und seiner treuen Rückkehr nach Hause hervorgerufen wird. Die Freundschaft und Zuneigung des lyrischen Ichs gegenüber der Schwalbe sind vielleicht auch Ausdruck seiner eigenen Sehnsucht nach Rückkehr und Beständigkeit.

Das Gedicht hat eine relativ freie Form mit Strophen unterschiedlicher Länge und freien Versen ohne festes Reimschema. Die Sprache ist eher einfach und direkt, mit einigen bildhaften und emotionalen Ausdrücken. Der rhythmische Fluss des Textes und seine Detailgenauigkeit könnten den Eindruck erwecken, der Dichter würde die Bewegungen und den Gesang der Schwalbe beobachten und deren Bedeutung auf die eigenen Gefühle und Erinnerungen übertragen.

Der Schreibstil Seidels ist dabei geprägt von einer romantischen Idealisierung der Natur und dem Streben nach Selbsterkenntnis durch Beobachtung und Reflexion. Dabei lässt er die Natur eine aktive emotionale Rolle spielen und den Auslöser für seine Gefühle und Gedanken über die Heimat und die Sehnsucht nach Rückkehr werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Die Schwalbe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 168 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 43 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Der Zug des Todes“, „Der Tod Moltkes“ und „Wälder im Walde“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schwalbe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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