Aus der Kinderzeit von Rainer Maria Rilke

Sommertage auf der ›Golka‹ ...
Ich, ein Kind noch. – Leise her,
aus dem Gasthaus klingt die Polka,
und die Luft ist sonnenschwer.
 
Sonntag ists. – Es liest Helene
lieb mir vor. – Im Lichtgeglänz
ziehn die Wolken, wie die Schwäne
aus dem Märchen Andersens.
 
Schwarze Fichten stehn wie Wächter
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bei der Wiesen buntem Schatz;
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von der Straße dringt Gelächter
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bis zu unserm Laubenplatz.
 
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An die Mauer lockt uns beide
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mancher laute Jubelschrei:
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drunten geht im Feierkleide
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Paar um Paar zum Tanz vorbei.
 
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Bunt und selig, Bursch und Holka,
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Glück und Sonne im Gesicht! –
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Sommertage auf der ›Golka‹, –
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und die Luft war voller Licht ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Aus der Kinderzeit“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Rainer Maria Rilke, einem bedeutenden deutschsprachigen Lyriker des beginnenden 20. Jahrhunderts, verfasst. Rilke lebte von 1875 bis 1926, daher ist es wahrscheinlich, dass dieses Gedicht in dieser Zeitspanne geschrieben wurde.

Bei erstmaligem Lesen erweckt das Gedicht den Eindruck von Lebendigkeit und Freude, getränkt mit Nostalgie. Die lyrische Darstellung der ländlichen, sommerlichen Szene vermittelt ein Gefühl der Sehnsucht und des Vermissens der Kindheitstage des lyrischen Ichs.

Das Gedicht erzählt von glücklichen Tagen in der Kindheit des lyrischen Ichs. Der Dichter erinnert sich an die Sommertage auf der ›Golka‹, einem Ort, der wahrscheinlich für ihn eine besondere Bedeutung hat. Er bringt Bilder einer einfachen, unbeschwerten, ländlichen Welt zum Ausdruck: das Tanzen in der Dorfgaststätte, die idyllische Sonntagsruhe, das Vorlesen im Freien, die Landschaft mit ihren Fichten und Wiesen, die lauten Freudenrufe, Paare, die zum Tanzen gehen und der bunte, fröhliche, sonnendurchtränkte Tag.

In Form und Sprache findet sich eine klare Einfachheit, die gut zu den Bildern der ländlichen Welt und der unbeschwerten Kindheit passt. Das Gedicht besteht aus fünf Strophen, wobei jede aus vier Versen besteht. Die Sprache ist einfach und klar, mit einer leichten rhythmischen Qualität, die die Leser durch die Szenen der ländlichen Freuden leitet.

Durch das Gedicht hindurch vermittelt Rilke ein tiefes Gefühl der Nostalgie und der Sehnsucht nach den unbeschwerten Sommertagen der Kindheit. Trotz der Einfachheit der dargestellten Welt ist es offensichtlich, dass diese Zeit und dieser Ort für das lyrische Ich von großer Bedeutung sind. Diese are Erinnerungen an eine Zeit, die unwiederbringlich vorbei ist, bewahren ihre Schönheit und ihren Wert und werden liebevoll in den Zeilen des Gedichts festgehalten.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Aus der Kinderzeit“. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 100 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Aus der Kinderzeit“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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