Würden von Friedrich Schiller

Wie die Säule des Lichts auf des Baches Welle sich spiegelt,
Hell wie von eigener Glut flammt der vergoldete Saum,
Aber die Welle flieht mit dem Strom, durch die glänzende Straße
Drängt eine andre sich schon, schnell wie die erste zu fliehn,
So beleuchtet der Würden Glanz den sterblichen Menschen,
Nicht der Mensch, nur der Platz, den er durchwandelte, glänzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Würden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Würden“ wurde von keinem Geringeren als Friedrich Schiller verfasst, einem der prägendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte. Er wurde 1759 geboren und starb im Jahr 1805, was bedeutet, dass das Gedicht in die Epoche der Weimarer Klassik einzuordnen ist, in welcher Schiller seine bedeutendsten Werke verfasste.

Schon beim ersten Lesen fallen die malerischen Bilder ins Auge, die Schiller in seinen Versen zeichnet. Der Fluss mit der darauf reflektierenden Lichtsäule und der „vergoldete Saum“ erzeugen einen leuchtenden, fast schon geheimnisvollen Rahmen. Der Wechsel von Helligkeit und Flüchtigkeit des Wassers verbunden mit dem Konzept der „Würden“ gibt dem Gedicht einen gewissen Schweregrad.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um den flüchtigen und vergänglichen Charakter menschlicher Würde. Schiller vergleicht in den ersten vier Versen die Reflexion von Licht auf der Wasseroberfläche eines Baches mit der Würde eines Menschen. So wie das Licht den „vergoldeten Saum“ des Baches zum Leuchten bringt, so erhellt die Würde den „sterblichen Menschen“. Doch genauso wie die Welle des Baches mit dem Strom flieht und eine andere Welle ihren Platz einnimmt, so ist auch die menschliche Würde flüchtig und vergänglich. Das lyrische Ich betont in den letzten beiden Versen, dass die Würde nicht den Menschen an sich erhellt, sondern nur den Platz, den er gerade durchwandert. Dies lässt auf eine Kritik Schillers an einer auf Äußerlichkeiten und Status fixierten Gesellschaft schließen.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen sechszeiligen Strophe. Die Sprache ist in typischer Manier für Schiller hochgestochen und pathetisch, wobei die detailreichen Schilderungen einen ästhetischen Zauber entfalten. Es dominieren längere, komplexere Satzstrukturen, die durch zahlreiche Kommas unterbrochen werden. Das Gedicht ist durchgehend im Präsens verfasst, hebt dadurch die Gegenwärtigkeit der geschilderten Situation hervor und verleiht ihr Unmittelbarkeit und Dringlichkeit.

Alles in allem handelt es sich bei „Würden“ um ein exemplarisches Beispiel für Schillers kunstvolle, nachdenklich stimmende Dichtung, die den Leser sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene fordert und berührt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Würden“ ist Friedrich Schiller. 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1796 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Neustrelitz. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 6 Versen. Die Gedichte „Baurenständchen“, „Breite und Tiefe“ und „Bürgerlied“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Zum Autor des Gedichtes „Würden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 220 Gedichte veröffentlicht.

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