Schiller, Friedrich - Maria Stuart (Besaß Elisabeth Willensfreiheit?)

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Friedrich von Schiller, Friedrich Schiller, Willensfreiheit, Referat, Hausaufgabe, Schiller, Friedrich - Maria Stuart (Besaß Elisabeth Willensfreiheit?)
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Referat

Maria Stuart (Fr. Schiller): Besaß Elisabeth Willensfreiheit?

Die Frage, ob Elisabeth Willensfreiheit besitzt ist sehr strittig, da Schiller sie in seinem Drama „Maria Stuart“ in einer äußerst schwierigen Lage, und zwar in der Entscheidungssituation einsetzt. Sie muss sich entscheiden entweder Maria am Leben zu lassen, wodurch Elisabeth jedoch der Thron streitig gemacht werden könnte oder aber Marias Hinrichtung zu bewilligen. Damit würde sie allerdings als grausame Herrscherin und vor allem gegen ihren Willen handeln. Um also ihre Macht zu sichern, was den realistischen Weg in Schillers Freiheitsauffassung darstellt, muss sie ihre geistige Freiheit, sprich den idealistischen Weg, aufgeben und wird somit zum Knecht des Volkes. Der Preis für die Macht wäre somit ein nicht zu heilender Riss durch die Persönlichkeit aufgrund von Freiheitsverlust. Sie befindet sich demnach in einer innerlichen Zerrissenheit, da sie nicht auf ihre Gefühle hören darf, sondern als öffentliche Person handeln muss. Sie ist gezwungen, ein Leben im Schein zu leben und muss dafür jedem persönlichen Glück, also Freiheit, entsagen.

Elisabeth ist also von vielen Einschränkungen ihrer Freiheit in der Rolle als Frau und Herrscherin umgeben. Trotzdem besitzt sie theoretisch gesehen als Königin von England die größte Macht im ganzen Land, was die optimale Grundlage für Willensfreiheit darstellt. Dies versucht auch Shrewsbury ihr zu verdeutlichen: „Wer kann dich [Elisabeth] zwingen? Du bist Herrscherin, […] Gebiete Schweigen jenen […] Stimmen, die sich erdreisten deinem Königswillen Zwang anzutun[…].“ (Z.3083-3087). Dennoch macht sie davon keinen Gebrauch, sondern steckt zunächst in ihrer Unentschlossenheit fest. Letztlich agiert sie dann doch unfrei und gibt dem Willen des Volkes nach. Zusammenfassend kann also gesagt werden, sie besitzt zwar Willensfreiheit, verwendet sie allerdings nicht.

Friedrich Schiller benutzt Elisabeth als das antithetische Gegenstück zu Maria. Er lässt die beiden Frauencharaktere sich kontrastierend zueinander entwickeln. Dabei durchläuft Elisabeth den Werdegang von der stolzen und mächtigen Herrscherin zur feigen, unentschlossenen und fremdbestimmten Frau. Er stellt sie als typische Vertreterin des nicht authentischen Menschen dar. Ihr gelingt es nicht sinnliche Neigungen wie Hass und Rache, also die eigene Würde zu überwinden und bleibt ganz anders al Maria, ein Knecht der sinnliche Welt. In ihrer Zerrissenheit zwischen Sinnen und Geist, entscheidet sie sich nach Schillers Auffassung für den entmenschlichenden Weg der Unfreiheit. Sie erhält zwar einerseits einen physischen Sieg über Maria aber andererseits auch eine moralische Niederlage. Somit demonstriert Schiller durch diese dramaturgische Figur das typische Versagen des Menschen erhaben zu werden, sich der sinnlichen Welt zu entreißen und wahre Willensfreiheit zu erlangen.

Meine persönliche Meinung dazu ist zwiegespalten. Einerseits schließe ich mich Schiller an und halte Elisabeths Entschluss für feige und vor allem unfrei andererseits besitze ich auch ein gewisses Verständnis für sie, da sie sich in einer wesentlich schwereren Lage als Maria befindet, da sie in der Entscheidungssituation ist. Während Maria „nur“ mit allen Mitteln darum kämpfen muss, ihrer Hinrichtung zu entkommen und somit ein festes Ziel vor Augen hat, sitzt Elisabeth in ihrer Unentschlossenheit gefangen. Denn meiner Meinung nach ist eine Entscheidungslage mit das schwerste, was einem widerfahren kann, vor allem wenn es dabei um Leben und Tod geht. Freiheit und Macht kann also auch durchaus belastender und schwieriger sein, als man zunächst annimmt. Schlussfolgernd weise ich zwar ein großes Verständnis für Elisabeth auf, denke aber dennoch, dass bei wahrer Charakterstärke der Freiheitswille siegen muss.

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