Wer nie sein Brod mit Thränen as von Johann Wolfgang von Goethe

Wer nie sein Brod mit Thränen as,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend sas,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.
 
Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr laßt den Armen schuldig werden,
Dann überlaßt ihr ihn der Pein;
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wer nie sein Brod mit Thränen as“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wer nie sein Brod mit Thränen as“ stammt von dem berühmten deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Es wurde im 18. Jahrhundert verfasst, genauer in der Epoche der Weimarer Klassik.

Beim ersten Lesen gibt das Gedicht den Eindruck eines melancholischen und gedankenverlorenen Rückblicks auf das Leben und vielleicht auf persönliche Erfahrungen und Leiden.

Im Inhalt thematisiert Goethe die menschliche Erfahrung von Leid und Kummer. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich über Menschen, die nie harte Zeiten durchgemacht haben („Wer nie sein Brot mit Tränen as, Wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß“). Goethe argumentiert, dass diese Menschen die wahren „himmlischen Mächte“ des Lebens nicht kennen. In der zweiten Strophe erklärt das lyrische Ich, dass diese „himmlischen Mächte“ Menschen ins Leben führen, sie oft in das Leiden und die Schuld führen, nur um sie dann sich selbst zu überlassen. Es schließt mit dem Gedanken, dass sich „alle Schuld rächt auf Erden“.

Von der formalen Analyse her besteht das Gedicht aus zwei vierzeiligen Strophen, was darauf hindeutet, dass es sich um einen Vierzeiler handelt. Die Sprache, die Goethe verwendet, ist klar und emotional aufgeladen. Die Bilder, die er mit seiner Wortwahl erzeugt, sind stark und melancholisch, etwa das Bild von einem Menschen, der Tränen auf sein Brot fallen lässt, oder von einer Person, die die ganze Nacht im Bett weint. Dies zusammen mit der schmerzhaften Auseinandersetzung mit Schuld und Strafe erzeugt eine einsame, düstere und leidvolle Atmosphäre.

Insgesamt zeigt Goethes Gedicht einen fortwährenden Kreislauf von Leiden, Schuld und Strafe im Leben. Es drückt die Ansicht aus, dass nur diejenigen, die wirklich gelitten haben, die volle Bandbreite des Lebens und seiner komplexen Emotionen und Erfahrungen wirklich verstehen können. Es stellt die Frage, ob das Leiden ein notwendiger Teil des menschlichen Daseins ist und ob das Leben ohne Leiden wirklich vollständig ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wer nie sein Brod mit Thränen as“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1795. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die alten Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik ist eine Literaturepoche, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Zu den bedeutenden Motiven der Klassik gehören unter anderem Toleranz und Menschlichkeit. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Vertreter der Epoche haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 49 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An Annetten“, „An Belinden“ und „An Lida“. Zum Autor des Gedichtes „Wer nie sein Brod mit Thränen as“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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