Trübsinn von Charles Baudelaire
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Die wolken niedrig und flach wie ein deckel senken |
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Sich auf den geist der erseufzt unter leides macht · |
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Den ganzen himmel verhüllen sie und beschenken |
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Mit schwarzem tage der trauriger ist wie die nacht. |
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Die erde verwandelt sich in einen feuchten kerker · |
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Die hoffnung flattert wie eine fledermaus · |
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Sie rennt mit dem kopfe wider den niedrigen erker |
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Und schlägt mit dem ängstlichen flügel das faulende haus. |
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Und während der regen mit seinem endlosen rinnen |
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Wie eines weiten gefängnisses gitter umfängt |
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Und lautlos uns eine schaar von verrufenen spinnen |
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In unsres hirnes tiefen die netze hängt: |
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Beginnen die glocken zu läuten mit wütendem tosen · |
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Sie schicken zum himmel hinan ihr heulendes wort |
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Und gleich den geistern · den irrenden heimatlosen · |
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Fahren sie eigensinnig zu wimmern fort. |
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Ein leichenzug ohne trommel und klang unaufhaltsam |
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Und langsam in meiner seele vorübertanzt .. |
19 |
Die hoffnung weint und die angst entsetzlich gewaltsam |
20 |
Auf meinem geneigten schädel ihr banner pflanzt. |
Details zum Gedicht „Trübsinn“
Charles Baudelaire
5
20
152
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor dieses Gedichts ist Charles Baudelaire, ein bedeutender französischer Lyriker des 19. Jahrhunderts. Ihm kann man vor allem der literarischen Strömung des Symbolismus zuordnen, welche sich gegen Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte. Sein Werk „Die Blumen des Bösen“ gilt als einer der wichtigsten Beiträge zur modernen Poesie.
Auf den ersten Blick beeindruckt das Gedicht „Trübsinn“ durch seine düsteren und bedrückenden Bilder. Der Leser wird in eine Welt gezogen, die von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung geprägt ist.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich eine innere Welt, die von Melancholie und Depression dominiert zu sein scheint. Dies deutet darauf hin, dass das lyrische Ich sich inmitten einer seelischen Krise befindet. Diese innere Verfassung wird durch das düstere und bedrückende Bild einer Welt ohne Hoffnung unterstrichen.
Konkret wird dies in der ersten Strophe, wo die Wolken sich niedrig und flach wie ein Deckel senken und den Geist erseufzen lassen, daraufhin der ganze Himmel verhüllt wird und der Tag trauriger ist als die Nacht. Hierdurch wird die innere Verfassung des lyrischen Ichs ausgedrückt: Erdrückt von Schmerz und Trauer, ist sein geistiger Zustand düster und hoffnungslos.
Der Aufbau des Gedichts ist strikt und klar durch seine fünf vierzeiligen Strophen strukturiert. Die vielleicht etwas archaisch anmutende Sprache entspricht der damaligen Zeit und unterstreicht die Dunkelheit und Schwere des Inhalts. Insbesondere die Metaphern, die Baudelaire verwendet, z.B. die der niedrigen Wolken als Deckel oder der Hoffnung, die wie eine Fledermaus flattert, sind sehr ausdrucksstark und malen ein plastisches Bild von der bedrückenden Atmosphäre.
Abschließen lässt sich sagen, dass „Trübsinn“ ein tiefgründiges Gedicht ist, das den Leser in eine melancholische Gedankenwelt entführt. Es zeichnet ein düsteres und beeindruckendes Bild von einem inneren Zustand der Trauer und Hoffnungslosigkeit, welches durch die Sprachwahl und den Aufbau des Gedichts verstärkt wird. Es ist eine eindrucksvolle Demonstration von Baudelaires Fähigkeit, tiefe Emotionen in Worte zu fassen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Trübsinn“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Zwischen den Jahren 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 152 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Charles Baudelaire sind „Begräbnis“, „Bertas Augen“ und „Besessenheit“. Zum Autor des Gedichtes „Trübsinn“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.
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