Soldatenlied von Erich Mühsam
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Wir lernten in der Schlacht zu stehn |
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bei Sturm und Höllenglut. |
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Wir lernten in den Tod zu gehn, |
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nicht achtend unser Blut. |
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Und wenn sich einst die Waffe kehrt |
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auf die, die uns den Kampf gelehrt, |
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sie werden uns nicht feige sehn. |
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Ihr Unterricht war gut. |
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Wir töten, wie man uns befahl, |
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mit Blei und Dynamit, |
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für Vaterland und Kapital, |
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für Kaiser und Profit. |
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Doch wenn erfüllt die Tage sind, |
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Dann stehn wir auf für Weib und Kind |
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und kämpfen, bis durch Durst und Qual |
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die lichte Sonne sieht. |
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Soldaten! Ruft’s von Front zu Front: |
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Es ruhe das Gewehr! |
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Wer für die Reichen bluten konnt’, |
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kann für die Seinen mehr. |
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Ihr drüben! Auf zur gleichen Pflicht! |
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Vergeßt den Freund im Feinde nicht! |
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In Flammen ruft der Horizont |
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nach Hause jedes Heer. |
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Lebt wohl, ihr Brüder! Unsre Hand, |
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daß ferner Friede sei! |
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Nie wieder reiß das Völkerband |
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in rohem Krieg entzwei. |
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Sieg allen in der Heimatschlacht! |
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Dann sinken Grenzen, stürzt die Macht, |
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und alle Welt ist Vaterland |
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und alle Welt ist frei! |
Details zum Gedicht „Soldatenlied“
Erich Mühsam
4
32
172
1920
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Soldatenlied“ wurde von Erich Mühsam verfasst, einem deutschen Schriftsteller und anarchistischen Aktivisten, der von 1878 bis 1934 lebte. Er gehört zur Expressionismus Phase in der deutschen Literatur, die vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre anhielt.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Kritik an Krieg und Gewalt zu sein, insbesondere an den Umständen, die Soldaten dazu bringen, ihr Leben auf der Schlachtlinie zu riskieren. Es deutet auf die Unmenschlichkeit und das Leid hin, das der Krieg mit sich bringt, und fordert gleichzeitig eine Hinterfragung der Gründe für den Kampf.
Im Inhalt kritisiert das lyrische Ich das militärische System und die Ideologien, die Kriege antreiben. Es legt Wert auf die Wirklichkeiten des Krieges und die Willenskraft der Soldaten, trotz der harten Umstände zu kämpfen. Es begreift den Krieg als Ergebnis politischer und wirtschaftlicher Interessen (Vers 11 und 12) und stellt in Aussicht, dass die Soldaten eines Tages für ihre eigenen Interessen aufstehen werden. In den letzten beiden Strophen wendet sich das lyrische Ich direkt an die Soldaten, es appelliert an die Solidarität zwischen ihnen, ruft zum Frieden auf und träumt von einer Welt ohne Grenzen und Krieg.
Formal besteht das Gedicht aus vier Oktaven, also vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die Versform ist durchweg jambisch, wobei es sich um vierhebige Jamben handelt. Es gibt ein festes Reimschema - die Verse einer Strophe reimen sich kreuzweise (ababcdcd).
Der Sprachstil des Gedichts ist direkt und unverschnörkelt, dabei aber geprägt von starken und emotionalen Bildern. Die Worte und Formulierungen sind einfach, aber eindringlich und appellativ. Der Gebrauch von Elementen wie „Höllenglut“, „Blei und Dynamit“, „Durst und Qual“, „Flammen“ erzeugt eine düstere Atmosphäre mit starken visuellen und sinnlichen Eindrücken.
Erich Mühsams „Soldatenlied“ ist eine eindringliche Anklage gegen den Krieg und seine Ursachen, verpackt in einem mutigen Appell an die Solidarität und den Überlebenswillen der Soldaten, gegen die Gewalt und Ungerechtigkeit des Krieges aufzubegehren.
Weitere Informationen
Erich Mühsam ist der Autor des Gedichtes „Soldatenlied“. Mühsam wurde im Jahr 1878 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Mühsam handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 172 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Erich Mühsam sind „1919“, „An die Dichter“ und „An die Soldaten“. Zum Autor des Gedichtes „Soldatenlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 57 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Erich Mühsam (Infos zum Autor)
- ... Der für die Menschheit starb
- 1919
- An die Dichter
- An die Soldaten
- Barbaren
- Bauchweh
- Betäubung
- Das Beispiel lebt
- Das Volk der Denker
- Das Neue Deutschland
Zum Autor Erich Mühsam sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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