Schranken des Glücks von Otto Ernst
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Durch die Seelen der guten Menschen |
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Bebt ein Seufzer geheimen Wehes, |
3 |
Stellt ein Schrei verborgener Schmerzen |
4 |
Selbst in der Stunde des höchsten Glückes. – |
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Wohl umfangen auch sie in berauschter, |
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Stammelnder Wonne das Glück der Erde, |
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Und sie vergessen, darein versinkend, |
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Alles Vergangenen düst’re Beschwerde. |
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Sie auch pressen in nächtlicher Kammer |
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Das Geliebte ans schauernde Herz, |
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Sie auch taumeln im Tanz des Lebens |
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Von der Verzweiflung zum lächelnden Scherz. |
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Und, als lebte mit ihnen im Glücke |
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Alles, was sie lebendig umkreist, |
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Senden im Glück sie dankende Seufzer |
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Zu dem „allgütigen Weltengeist“. |
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Aber sie tragen die stille Mahnung |
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An das ewige Leid in der Brust; |
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Werden doch immer sich des gemeinen |
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Erdenloses die Guten bewußt! |
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Sie mögen allein |
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Nicht glücklich sein. |
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Trauernd senken die Guten ihr Antlitz, |
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Und sie erglühen in schmerzlicher Scham |
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Vor dem strengen, düsteren Weltgesichte, |
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Das ihnen im Flug der Träume kam. |
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Den eignen Glücksstern sehn sie erblinden |
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In einer Nacht von fremdem Leid; |
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In gleicher Sekunde jauchzt ihr Herz – |
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Und zittert in weinender Einsamkeit. – |
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Ach, durch die Seelen der guten Menschen |
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Bebt ein Seufzer geheimen Wehes, |
33 |
Stellt ein Schrei verborgener Schmerzen |
34 |
Selbst in der Stunde des höchsten Glückes. – |
Details zum Gedicht „Schranken des Glücks“
Otto Ernst
3
34
191
1907
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Schranken des Glücks“ ist geschrieben von Otto Ernst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der von 1862 bis 1926 gelebt hat. Daher kann es zeitlich in die späte Phase des Naturalismus oder in den beginnenden Expressionismus eingeordnet werden.
Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht emotional und introspektiv. Es erzählt eine Geschichte, die Gefühle von Melancholie, Einsamkeit und inneren Kampf zu vermitteln scheint.
Inhaltlich handelt das Gedicht von dem Kontrast zwischen äußerem Glück und innerem Kummer und Leid. Das lyrische Ich spricht von den „guten Menschen“, die trotz ihrer Momente des Glücks immer noch einen inneren Schmerz spüren. Sie erleben Freude und Glücksgefühle, doch in ihnen wohnt stets das Wissen um die düstere Realität der Welt, das Leid und die „weinende Einsamkeit“. Deshalb können sie, obwohl sie selbst glücklich sein mögen, dieses Glück nicht vollkommen genießen.
Dies drückt sich auch in der Form und Sprache des Gedichts aus. Die wiederholte Zeile „Durch die Seelen der guten Menschen bebt ein Seufzer geheimen Wehes“ mit der Variation „stellt ein Schrei verborgener Schmerzen selbst in der Stunde des höchsten Glückes“ dient als Klammer um die Hauptstrophe und unterstreicht die zentrale Aussage. Die Sprache ist emotional und anschaulich, aber dennoch klar und direkt. Ernst verwendet bildliche Ausdrücke wie „düsteres Weltgesicht“, „Flug der Träume“ und „schauerndes Herz“, um die Emotionen des lyrischen Ichs zu unterstreichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Otto Ernsts Gedicht „Schranken des Glücks“ eine komplexe Darstellung des inneren Konfliktes zwischen Glück und Leid, Freude und Trauer darstellt. Auf kraftvolle Weise vermittelt es, dass echtes Glück möglicherweise nie vollständig erreicht werden kann, da das Bewusstsein der dunklen Seiten des Lebens stets präsent bleibt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Schranken des Glücks“ ist Otto Ernst. Im Jahr 1862 wurde Ernst in Ottensen bei Hamburg geboren. 1907 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 191 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 34 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Otto Ernst sind „Allein im Dunkel“, „Alles ist ewig“ und „An einem leisen Bach“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schranken des Glücks“ weitere 64 Gedichte vor.
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