Angelika von Otto Ernst

Von der raschen Lebenswelle,
Die mein Herz durchfloß,
Die in sel'ger Stundenschnelle
Brausend dich umschloß,
 
Von der Liebe Schönheitsrausche
Taumelnd übermannt,
Hab ich oft im Liebestausche
„Engel“ dich genannt. –
 
Schweigend Platz an unserm Tische
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Längst die Sorge nahm;
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Deiner Wangen holde Frische
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Tilgt ein früher Gram.
 
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Seh's mit nagender Beschwerde,
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Seh's mit stiller Qual,
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Wie du jenen Gast am Herde
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Nährst mit deinem Mahl;
 
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Und ich seh es doch voll Wonnen,
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Die kein Wort beschreibt,
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Daß so fest und treugesonnen
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Deine Liebe bleibt.
 
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Hielt' ich gern ein Leid verborgen,
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Nimmst du's dennoch wahr;
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Denn die Sprache stummer Sorgen
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Ist dir offenbar.
 
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Was uns einst so fest umschlungen,
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Hält uns noch geeint:
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Tränen, die ich still bezwungen,
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Hast du still geweint. –
 
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Oft umspinnen lichte Träume
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Die Gedanken mir,
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Durch des Hauses traute Räume
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Folgt mein Auge dir:
 
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Eine Hülle seh ich fallen
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Wie ein irdisch Kleid,
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Einen Schimmer dich umwallen
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Wie aus künft'ger Zeit.
 
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Und in solcher Liebesstunde
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Ernst verschwieg'nem Glück
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Kehrt mir immerdar zum Munde
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Jenes Wort zurück,
 
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Jenes Wort, im Rausch gesprochen
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Und im Traum der Lust,
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Noch im Klange ungebrochen
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Klingt's in meiner Brust:
 
45 
Denn der Liebe sonder Klage
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Rührende Gewalt
47 
Wandelt mehr mit jedem Tage
48 
Dich zur Lichtgestalt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Angelika“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
12
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
201
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

„Angelika“ ist ein Gedicht von Otto Ernst, einem deutschen Schriftsteller, der von 1862 bis 1926 lebte. Das Gedicht wurde also wahrscheinlich am Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts verfasst. Seine zeitliche Einordnung lässt auf Elemente des Realismus, Naturalismus oder der Romantik schließen.

Beim ersten Lesen fällt die tief emotionale, liebevolle und auch melancholische Stimmung auf. Der lyrische Sprecher reflektiert seine tiefe Liebe und Verbundenheit zu einer Frau namens Angelika und unterstreicht die Schönheit und Beständigkeit dieser Liebe.

Inhaltlich erfährt man viel über die tiefe Verbundenheit und gemeinsame Vergangenheit des lyrischen Ichs mit Angelika. Sie waren gemeinsam auf der „Lebenswelle“, haben Höhen und Tiefen erlebt und nehmen Anteil an den gegenseitigen Sorgen. Angelika wird als personifizierter Engel wahrgenommen, bei dem der lyrische Sprecher Schutz, Liebe und Geborgenheit findet. Trotz des Wandels, den das Leben mit sich bringt, bleibt die Liebe bestehen.

Vom formalen Aspekt her besteht das Gedicht aus zwölf Vierzeilern, wobei die Reimform in jedem Verspaar unterschiedlich ist. Der Rhythmus ist fließend und harmonisch, passend zur romantischen und emotionalen Atmosphäre des Gedichts.

Die Sprache ist bildhaft und erzeugt eine faszinierende poetische Atmosphäre. Viele Metaphern und Symbole werden verwendet, wie die „Lebenswelle“, die „Liebesstunde“ oder die „Lichtgestalt“, um die tiefen Gefühle und die innige Verbundenheit des lyrischen Ichs zu Angelika zu verdeutlichen.

Insgesamt ist „Angelika“ ein Ausdruck tiefer, beständiger Liebe und Verbundenheit, der trotz der Vergänglichkeit des Lebens und der damit verbundenen Sorgen und Veränderungen auf die Schönheit und Beständigkeit der Liebe hinweist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Angelika“ des Autors Otto Ernst. Ernst wurde im Jahr 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1907. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 12 Strophen und umfasst dabei 201 Worte. Otto Ernst ist auch der Autor für Gedichte wie „Ausflug“, „Blühendes Glück“ und „Chidhr“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Angelika“ weitere 64 Gedichte vor.

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