Robespierre von Georg Heym
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Er meckert vor sich hin. Die Augen starren |
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Ins Wagenstroh. Der Mund kaut weißen Schleim. |
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Er zieht ihn schluckend durch die Backen ein. |
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Sein Fuß hängt nackt heraus durch zwei der Sparren |
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Bei jedem Wagenstoß fliegt er nach oben. |
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Der Arme Ketten rasseln dann wie Schellen. |
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Man hört der Kinder frohes Lachen gellen, |
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Die ihre Mütter aus der Menge hoben. |
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Man kitzelt ihn am Bein, er merkt es nicht. |
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Da hält der Wagen. Er sieht auf und schaut |
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Am Straßenende schwarz das Hochgericht. |
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Die aschengraue Stirn wird schweißbetaut. |
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Der Mund verzerrt sich furchtbar im Gesicht. |
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Man harrt des Schreis. Doch hört man keinen Laut. |
Details zum Gedicht „Robespierre“
Georg Heym
4
14
104
1911
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Robespierre“ wurde von Georg Heym verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der seine wichtigsten Werke im frühen 20. Jahrhundert schrieb, während der Epoche des literarischen Expressionismus.
Auf den ersten Blick fällt in dieses düstere und eindringliche Gedicht auf und drückt eine bedrückende und gespannte Atmosphäre aus. Es wird sofort klar, dass der Titel auf die historische Figur Robespierre hinweist - einen der radikalsten Führer der Französischen Revolution, der für seine Rolle im „Reign of Terror“ berüchtigt war.
Im ersten Gedichtteil wird ein Mann beschrieben, der in Unruhe und Angst vor sich hin murmelt, während er auf das Stroh eines Wagens starrt. Der Mund des Mannes ist mit weißem Speichel gefüllt, was auf seine Angst und sein Unbehagen hinweist. Ein Fuß ragt nackt heraus, was eine Verletzlichkeit vermittelt.
Im zweiten Teil beschreibt das Gedicht, wie der Mann bei jedem Stoß des Wagens nach oben fliegt und dabei Ketten rasseln. Kinder lachen fröhlich, während sie von ihren Müttern aus der Menge gehoben werden, eine unheimliche und ironische Darstellung der Freude inmitten der bevorstehenden Tragödie.
Im dritten Teil wird der Mann am Bein gekitzelt und bemerkt es nicht, ein weiteres Zeichen für seine Anspannung und Konzentration auf das bevorstehende Schicksal. Der Wagen hält an und er blickt auf das Hochgericht, was seine Position als Angeklagter und Verurteilter offenbart.
Im letzten Teil, wird seine Angst explizit gemacht, seine Stirn ist schweißgetränkt und sein Mund verzerrt sich furchtbar im Gesicht. Alle warten auf einen Schrei, aber es ist still - ein dramatischer, beklemmender Abschluss.
Die Sprache und Form des Gedichts sind typisch für Heyms expressionistischen Stil, der sich durch eine intensiv emotionale und oft verstörende Darstellung der Realität auszeichnet. Das Gedicht ist in vier Strophen unterteilt und verwendet eine einfache, aber eindringliche Sprache, um die wachsende Angst und Verzweiflung des Protagonisten zu vermitteln. Die Beschreibungen sind grafisch und detailliert, mit starken Kontrasten zwischen dem angsterfüllten Mann und der Ahnungslosigkeit und Unberührtheit der Menge drumherum. Diese Darstellung des Einzelnen gegenüber der Masse reflektiert die Rolle Robespierres in der Französischen Revolution, und ist zugleich eine Darstellung der menschlichen Isolation in Extremsituationen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Robespierre“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Georg Heym. Im Jahr 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. Im Jahr 1911 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 104 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Georg Heym ist auch der Autor für Gedichte wie „Berlin II“, „Berlin III“ und „Bist Du nun tot?“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Robespierre“ weitere 79 Gedichte vor.
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