Herbst von Rainer Maria Rilke

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
 
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
 
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
 
Und doch ist Einer welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Herbst“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1902
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Herbst“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und wirkte.

Das Gedicht hinterlässt auf den ersten Blick einen eher melancholischen Eindruck. Es wird eine Atmosphäre der Einsamkeit und Veränderung geschaffen, die typisch für den Herbst ist.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um das Fallen: Blätter, das Sinken der Erde in die Nacht und letztendlich das Fallen aller Menschen wird beschrieben. Darunter lässt sich das allgemeine menschliche Dasein und der unausweichliche Tod verstehen. Allerdings endet das Gedicht mit einer beruhigenden Aussage: Trotz aller Veränderung und Endlichkeit gibt es eine höhere Macht, die alles – das Fallen – in ihren Händen hält. Ob damit ein religiöser Glaube angesprochen oder dies metaphorisch für das Universum oder Schicksal steht, lässt Rilke offen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge – drei Versen und drei Paarversen. Die Verse sind gekennzeichnet durch einen freien Rhythmus ohne festes Metrum oder Reimschema, woraus eine Kombination von freien Versen resultiert. Diese Unregelmäßigkeit passt gut zum Thema des Gedichts – dem unaufhaltsamen Fallen, der Veränderung und Endlichkeit.

Die Sprache Rilkes ist sehr bildhaft und metaphorisch. Er nutzt Worte wie „fallen“, „verneinen“ und „Einsamkeit“, um die düstere Atmosphäre des Herbstes und die Melancholie des menschlichen Daseins zu betonen. Aber auch Worte wie „unendlich sanft“ erzeugen eine beruhigende Wirkung und tragen zu der Hoffnung am Ende des Gedichts bei.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilkes „Herbst“ ein anspruchsvolles Gedicht ist, das tiefgreifende Fragen des Menschseins aufwirft und den Leser zum Nachdenken anregt. Seine Kraft liegt in der zarten Vermengung von Herbstsymbolik, menschlicher Endlichkeit und der beruhigenden Präsenz einer höheren Macht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Herbst“ ist Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. 1902 ist das Gedicht entstanden. Berlin / Leipzig, Stuttgart ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 62 Worte. Die Gedichte „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Herbst“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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