Kinderhymne von Bertolt Brecht
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Anmut sparet nicht noch Mühe |
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Leidenschaft nicht noch Verstand |
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Daß ein gutes Deutschland blühe |
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Wie ein andres gutes Land. |
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Daß die Völker nicht erbleichen |
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Wie vor einer Räuberin |
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Sondern ihre Hände reichen |
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Uns wie andern Völkern hin. |
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Und nicht über und nicht unter |
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Andern Völkern wolln wir sein |
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Von der See bis zu den Alpen |
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Von der Oder bis zum Rhein. |
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Und weil wir dies Land verbessern |
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Lieben und beschirmen wir's |
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Und das liebste mag's uns scheinen |
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So wie andern Völkern ihrs. |
Details zum Gedicht „Kinderhymne“
Bertolt Brecht
4
16
84
1898 - 1956
Exilliteratur,
Nachkriegsliteratur
Gedicht-Analyse
Das behandelte Gedicht trägt den Titel „Kinderhymne“ und stammt vom Autor Bertolt Brecht, welcher von 1898 bis 1956 lebte. Seine Schaffenszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts macht ihn zu einer relevanten literarischen Stimme in einer bewegten Zeit, die von zwei Weltkriegen geprägt war.
Erstes Gefühl nach dem Lesen des Gedichts ist der Wunsch nach Harmonie, Zusammenarbeit und Respekt sowohl innerhalb Deutschlands als auch auf internationaler Ebene. Es vermittelt den Eindruck von einem patriotischen, doch friedlichen Nationalismus, der in Einklang mit der Welt existieren will.
Im Hinblick auf den Inhalt drückt das lyrische Ich den Wunsch und Aufruf für ein besseres Deutschland aus, das im Respekt und in Harmonie mit anderen Ländern existiert. Mit dem wiederholten Vergleich von „Wie ein andres gutes Land“ respektive „So wie andern Völkern“ betont das lyrische Ich den Wunsch nach Gleichheit und Frieden, statt nach Dominanz oder Unterdrückung.
Brecht nutzt in seinem Gedicht eine einfache und verständliche Sprache, was vermutlich darauf hindeutet, dass seine Botschaft an ein breites Publikum gerichtet ist, einschließlich Kinder, die möglicherweise das Zielpublikum der „Kinderhymne“ sind. Die Form ist auch ziemlich einheitlich, mit vier Strophen mit je vier Versen. Dies verleiht dem Gedicht eine Art Hymnenqualität, was durch den Titel bestätigt wird.
Zusammenfassend ist Brechts „Kinderhymne“ ein Aufruf zur Verbesserung Deutschlands, mit einem starken Fokus auf Gleichheit und Harmonie mit anderen Ländern. Die Botschaft wird auf einfache und direkte Weise vermittelt, was wahrscheinlich darauf abzielt, sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kinderhymne“ des Autors Bertolt Brecht. Im Jahr 1898 wurde Brecht in Augsburg geboren. Zwischen den Jahren 1914 und 1956 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Bei dem Schriftsteller Brecht handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Autoren, die ins Exil gehen, also ihr Heimatland verlassen mussten. Dies geschah insbesondere zu Zeiten des Nationalsozialismus. Die Exilliteratur geht aus diesem Umstand hervor. Der Ausgangspunkt der Exilbewegung Deutschlands war der Tag der Bücherverbrennung am 30. Mai 1933. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Die Themen der Exilliteratur Deutschlands lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Schriftsteller fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oftmals konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Tätigkeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in deutscher Sprache schreiben konnten, was im Ausland aber niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die thematischen Schwerpunkte in ihren Werken. Die anderen Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte zum einen die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Zum anderen aber auch den Widerstand unterstützen. Bestimmte formale Gestaltungsmittel wie zum Beispiel Metrum, Reimschema oder der Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel lassen sich in der Exilliteratur nicht finden. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Literaturepoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Radioreden oder Flugblätter der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten erwähnenswert. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.
Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 84 Worte. Der Dichter Bertolt Brecht ist auch der Autor für Gedichte wie „Schlechte Zeit für Lyrik“, „Von der Freundlichkeit der Welt“ und „Die Lösung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kinderhymne“ keine weiteren Gedichte vor.
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Das Video mit dem Titel „Hanns Eisler singt die Kinderhymne von Bertolt Brecht“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.
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