1917 von Walter Hasenclever

Halte wach den Hass. Halte wach das Leid.
Brenne weiter am Stahl der Einsamkeit.
 
Glaube nicht, wenn du liest auf diesem Papier,
ein Mensch ist getötet, er gleicht nicht dir.
 
Glaube nicht, wenn du siehst den entsetzlichen Zug
Einer Mutter, die ihren Kleinen trug.
 
Aus dem rauchenden Kessel der brüllenden Schlacht,
Das Unglück ist nicht von Dir gemacht.
 
Heran zu den elenden Leichenschein,
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Wo aus Fetzen starrt eines Toten Bein.
 
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Bei dem fremden Mann, vom Wurm zernagt,
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Falle nieder, du, sei angeklagt.
 
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Empfange die ungeliebte Qual
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Aller Verstoß'nen in diesem Mal.
 
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Ein letztes Aug', das am Äther trinkt,
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Den Ruf, der in Verdammnis sinkt;
 
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Die brennende Wildnis der schreienden Luft.
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Den rohen Stoß in die kalte Gruft.
 
19 
Wenn etwas in deiner Seele bebt,
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Das dies Grauen überlebt.
 
21 
So lass es wachsen, auferstehn
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Zum Sturm, wenn die Zeiten unter gehn.
 
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Tritt mit der Posaune des jüngsten Gerichts
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Hervor, o Mensch, aus tobendem Nichts!
 
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Wenn die Schergen dich schleppen aufs Schafott,
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Halte fest die Macht! Vertraue auf Gott:
 
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Das in der Menschen Mord, Verrat,
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Einst wieder leuchte die gute Tat;
 
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Des Herzen Kraft, der Edlen Sinn
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Schwebt am gestirnten Himmel hin.
 
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Dass die Sonne, die auf Gute und Böse scheint,
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Durch so viel Ströme der Welt geweint,
 
33 
Gepulst durch unser aller Schlag,
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Einst wieder strahle gerechtem Tag.
 
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Halte wach den Hass. Halte wach das Leid.
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Brenne weiter, Flamme! Es naht die Zeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „1917“

Anzahl Strophen
18
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
230
Entstehungsjahr
1890 - 1940
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „1917“ des Autors Walter Hasenclever. Hasenclever wurde im Jahr 1890 in Aachen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1906 und 1940. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Hasenclever handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 18 Strophen und umfasst dabei 230 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Walter Hasenclever sind „Mein Jüngling, du...“, „Die Nacht fällt“ und „Erster Flug“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „1917“ weitere 10 Gedichte vor.

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