Der Kaiser und der Abt von Gottfried August Bürger
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Ich will euch erzählen ein Märchen, gar schnurrig: |
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Es war 'mal ein Kaiser; der Kaiser war knurrig; |
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Auch war 'mal ein Abt, ein gar stattlicher Herr; |
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Nur schade! sein Schäfer war klüger, als Er. |
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Dem Kaiser ward's sauer in Hitz' und in Kälte: |
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Oft schlief er bepanzert im Kriegeszelte; |
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Oft hatt' er kaum Wasser zu Schwarzbrot und Wurst; |
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Und öfter noch litt' er gar Hunger und Durst. |
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Das Pfäfflein, das wusste sich besser zu hegen, |
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Und weidlich am Tisch und im Bette zu pflegen. |
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Wie Vollmond glänzte sein feinstes Gesicht. |
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Drei Männer umspannten den Schmerbauch ihm nicht. |
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D'rob suchte der Kaiser am Pfäfflein oft Hader. |
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Einst ritt er, mit riesigem Kriegesgeschwader, |
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In brennender Hitze des Sommers vorbei. |
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Das Pfäfflein spazierte vor seiner Abtei. |
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"Ha, dachte der Kaiser, zur glücklichen Stunde!" |
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Und grüßte das Pfäfflein mit höhnischem Munde: |
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"Knecht Gottes, wie geht's dir? Mir deucht wohl ganz recht, |
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Das Beten und Fasten bekomme nicht schlecht. |
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Doch deucht mir daneben, euch plage viel Weile. |
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Ihr dankt mir's wohl, wenn ich euch Arbeit erteile, |
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Man rühmet, ihr wäret der pfiffigste Mann, |
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Ihr hörtet das Gräschen fast wachsen, sagt man. |
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So geb' ich denn euren zwei tüchtigen Backen |
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Zur Kurzweil drei artige Nüsse zu knacken. |
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Drei Monden von nun an bestimm' ich zur Zeit. |
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Dann will ich auf diese drei Fragen Bescheid. |
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Zum ersten: Wann hoch ich, im fürstlichen Rate, |
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Zu Throne mich zeige im Kaiserornate, |
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Dann sollt ihr mir sagen, ein treuer Wardein, |
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Wie viel ich wohl wert, bis zum Heller mag sein? |
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Zum zweiten sollt ihr mir berechnen und sagen: |
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Wie bald ich zu Rosse die Welt mag umjagen? |
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Um keine Minute zu wenig und viel! |
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Ich weiß der Bescheid darauf ist euch nur Spiel. |
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Zum dritten noch sollst du, o Preis der Prälaten, |
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Aufs Härchen mir meine Gedanken erraten. |
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Die will ich dann treulich bekennen: allein |
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Es soll auch kein Titelchen Wahres dran sein. |
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Und könnt ihr mir diese drei Fragen nicht lösen, |
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So seid ihr die längste Zeit Abt hier gewesen; |
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So lass' ich euch führen zu Esel durchs Land, |
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Verkehrt, statt des Zaumes, den Schwanz in der Hand." - |
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Drauf trabte der Kaiser mit Lachen von hinnen. |
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Das Pfäfflein zerriss und zerspliss sich mit Sinnen. |
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Kein armer Verbrecher fühlt mehr Schwulität, |
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Der vor hochnotpeinlichem Halsgericht steht. |
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Er schickte nach ein, zwei, drei, vier Un'vers'täten, |
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Er fragte bei ein, zwei, drei, vier Fakultäten, |
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Er zahlte Gebühren und Sportuln vollauf: |
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Doch löste kein Doktor die Fragen ihm auf. |
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Schnell wuchsen, bei herzlichem Zagen und Pochen, |
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Die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, |
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Die Wochen zu Monden; schon kam der Termin! |
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Ihm ward's vor den Augen bald gelb und bald grün. |
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Nun sucht' er, ein bleicher hohlwangiger Werther, |
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In Wäldern und Feldern die einsamsten Örter. |
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Da traf ihn, auf selten betretener Bahn, |
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Hans Bendix, sein Schäfer, am Felsenhang an. |
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"Herr Abt, sprach Hans Bendix, was mögt ihr euch grämen? |
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Ihr schwindet ja wahrlich dahin, wie ein Schemen. |
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Maria und Joseph! Wie hotzelt ihr ein! |
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Mein Sixchen! Es muss euch was angetan sein." - |
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"Ach, guter Hans Bendix, so muss sich's wohl schicken. |
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Der Kaiser will gern mir am Zeuge was flicken, |
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Und hat mir drei Nüss' auf die Zähne gepackt, |
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Die schwerlich Beelzebub selber wohl knackt. |
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Zum ersten: Wann hoch Er, im fürstlichen Rate, |
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Zu Throne sich zeiget, im Kaiserornate, |
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Dann soll ich ihm sagen, ein treuer Wardein, |
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Wie viel er wohl wert, bis zum Heller mag sein? |
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Zum zweiten soll ich ihm berechnen und sagen: |
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Wie bald er zu Rosse die Welt mag umjagen? |
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Um keine Minute zu wenig und viel! |
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Er meint, der Bescheid darauf wäre nur Spiel. |
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Zum dritten, ich ärmster von allen Prälaten, |
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Soll ich ihm gar seine Gedanken erraten; |
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Die will er mir treulich bekennen: allein |
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Es soll auch kein Titelchen Wahres dran sein. |
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Und kann ich ihm diese drei Fragen nicht lösen, |
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So bin ich die längste Zeit Abt hier gewesen; |
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So lässt er mich führen zu Esel durchs Land, |
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Verkehrt, statt des Zaumes, den Schwanz in der Hand." - |
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"Nichts weiter? erwidert Hans Bendix mit Lachen, |
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Herr, gebt euch zufrieden! das will ich schon machen. |
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Nur borgt mir eu'r Käppchen, eu'r Kreuzchen und Kleid; |
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So will ich schon geben den rechten Bescheid. |
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Versteh' ich gleich nichts von lateinischen Brocken, |
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So weiß ich den Hund doch vom Ofen zu locken. |
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Was ihr euch, Gelehrte, für Geld nicht erwerbt, |
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Das hab' ich von meiner Frau Mutter geerbt." |
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Da sprang, wie ein Böcklein, der Abt vor Behagen. |
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Mit Käppchen und Kreuzchen, mit Mantel und Kragen, |
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Ward stattlich Hans Bendix zum Abte geschmückt, |
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Und hurtig zum Kaiser nach Hofe geschickt. |
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Hier thronte der Kaiser im fürstlichen Rate, |
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Hoch prangt' er, mit Zepter und Kron' im Ornate: |
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"Nun sagt mir, Herr Abt, als ein treuer Wardein, |
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Wie viel ich itzt wert, bis zum Heller, mag sein?" - |
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"Für dreißig Reichsgulden ward Christus verschachert; |
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Drum gäb' ich, so sehr ihr auch pochet und prachert, |
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Für euch keinen Deut mehr, als zwanzig und neun, |
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Denn Einen müsst ihr doch wohl minder wert sein." - |
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"Hum, sagte der Kaiser, der Grund lässt sich hören, |
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Und mag den durchlauchtigen Stolz wohl bekehren. |
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Nie hätt' ich, bei meiner hochfürstlichen Ehr'! |
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Geglaubet, dass so spottwohlfeil ich wär'. |
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Nun aber sollst du mir berechnen und sagen: |
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Wie bald ich zu Rosse die Welt mag umjagen? |
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Um keine Minute zu wenig und viel! |
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Ist dir der Bescheid darauf auch nur ein Spiel?" - |
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"Herr, wenn mit der Sonn' ihr früh sattelt und reitet, |
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Und stets sie in einerlei Tempo begleitet, |
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So setz' ich mein Kreuz und mein Käppchen daran, |
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In zweimal zwölf Stunden in alles getan." - |
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"Ha, lachte der Kaiser, vortrefflicher Haber! |
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Ihr futtert die Pferde mit Wenn und mit Aber. |
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Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, |
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Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht. |
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Nun aber zum dritten, nun nimm dich zusammen! |
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Sonst muss ich dich dennoch zum Esel verdammen. |
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Was denk' ich, das falsch ist? das bringe heraus! |
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Nur bleib mir mit Wenn und mit Aber zu Haus!" - |
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"Ihr denket, ich sei der Herr Abt von St. Gallen." - |
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"Ganz recht! Und das kann von der Wahrheit nicht fallen." - |
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"Sein Diener, Herr Kaiser! Euch trüget eu'r Sinn: |
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Denn wisst, dass ich Bendix, sein Schäfer, nur bin!" - |
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"Was Henker! Du bist nicht der Abt von St. Gallen?" |
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Rief hurtig, als wär' er vom Himmel gefallen, |
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Der Kaiser mit frohem Erstaunen darein; |
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"Wohlan denn, so sollst du von nun an es sein! |
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Ich will dich belehnen mit Ring und mit Stabe. |
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Dein Vorfahr besteige den Esel und trabe! |
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Und lerne fortan erst quid iuris verstehn! |
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Denn wenn man will ernten, so muss man auch sä'n." - |
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"Mit Gunsten, Herr Kaiser! Das lasst nur hübsch bleiben! |
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Ich kann ja nicht lesen, noch rechnen und schreiben; |
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Auch weiß ich kein sterbendes Wörtchen Latein. |
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Was Hänschen versäumet holt Hans nicht mehr ein." - |
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"Ach, guter Hans Bendix, das ist ja recht schade! |
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Erbitte demnach dir ein' andere Gnade! |
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Sehr hat mich ergötzet dein lustiger Schwank: |
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Drum soll dich auch wieder ergötzen mein Dank." - |
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"Herr Kaiser, groß hab' ich so eben nichts nötig: |
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Doch seid ihr im Ernst mir zu Gnaden erbötig, |
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So will ich mir bitten zum ehrlichen Lohn, |
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Für meinen hochwürdigen Herren Pardon." - |
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"Ha bravo! Du trägst, wie ich merke, Geselle, |
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Das Herz, wie den Kopf, auf der richtigen Stelle. |
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Drum sei der Pardon ihm in Gnaden gewährt, |
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Und obenein dir ein Panis-Brief beschert: |
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Wir lassen dem Abt von St. Gallen entbieten: |
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Hans Bendix soll ihm nicht die Schafe mehr hüten. |
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Der Abt soll sein pflegen, nach unserm Gebot, |
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Umsonst, bis an seinen sanftseligen Tod." |
Details zum Gedicht „Der Kaiser und der Abt“
Gottfried August Bürger
39
156
1264
1747 - 1794
Sturm & Drang
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Kaiser und der Abt“ des Autors Gottfried August Bürger. Der Autor Gottfried August Bürger wurde 1747 in Molmerswende im Ostharz geboren. In der Zeit von 1763 bis 1794 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Sturm & Drang kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Bürger ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.
Das 1264 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 156 Versen mit insgesamt 39 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Gottfried August Bürger sind „Die Schatzgräber“, „Auf die Morgenröte“ und „Lenore“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Kaiser und der Abt“ weitere 13 Gedichte vor.
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- Es vergeht keine Stund´ in der Nacht
- Lied
- Die Schatzgräber
- Auf die Morgenröte
- Lenore
- Die beiden Maler
Zum Autor Gottfried August Bürger sind auf abi-pur.de 13 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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