Der Bauer (Späte Fassung) von Gottfried August Bürger

Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
Zerrollen mich dein Wagenrad,
Zerschlagen darf dein Roß?
 
Wer bist du, Fürst, daß in mein Fleisch
Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut
Darf Klau’ und Rachen hau’n?
 
Wer bist du, daß, durch Saat und Forst,
Das Hurrah deiner Jagd mich treibt,
Entathmet, wie das Wild? –
 
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Die Saat, so deine Jagd zertritt,
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Was Roß, und Hund, und Du verschlingst,
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Das Brot, du Fürst, ist mein.
 
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Du Fürst hast nicht, bey Egg’ und Pflug,
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Hast nicht den Erntetag durchschwitzt.
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Mein, mein ist Fleiß und Brot! –
 
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Ha! du wärst Obrigkeit vor Gott?
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Gott spendet Segen aus; du raubst!
18 
Du nicht von Gott, Tyrann!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Bauer (Späte Fassung)“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1789
Epoche
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Der Bauer“ stammt von Gottfried August Bürger, der zwischen dem 31. Dezember 1747 und dem 8. Juni 1794 gelebt hat. Dies lässt darauf schließen, dass das Gedicht in der Zeit der Aufklärung entstand.

Auf den ersten Blick scheint das lyrische Ich in dem Gedicht einen strengen Ton gegenüber einer Adelsperson einzunehmen und hinterfragt dabei vehement dessen Macht und Verhalten gegenüber der klaren, harten Arbeit eines Bauern.

Die zentrale Thematik des Gedichts ist der Widerstand des einfachen Bauern gegen die Adelsherrschern welche sein Leben und seine Arbeit respektlos behandeln und zerstören. Das lyrische Ich stellt sich gegen die Übergriffe und fordert seine Rechte ein. Es macht deutlich, dass es hart für das arbeitet, was der Fürst verschwendet, und dass der Fürst keine legitime Autorität hat, um solche Aktivitäten zu verüben. Der Bauer stellt sogar die Legitimität der Herrschaft des Fürsten vor Gott infrage.

das Gedicht folgt einer einheitlichen Form mit sechs dreizeiligen Strophen. Die Sprache ist direkt, emotional und konfrontativ, was den Unmut und Widerstand des lyrischen Ichs gegen das Unrecht, das es erfährt, unterstreicht.

Die tiefschürfende Niederlegung von Gottfried August Bürger illustriert ihr den soziale Ungleicheit und das autoritäre System seiner Zeit. Dabei zeigt es die Ungerechtigkeit, die einem Landarbeiter angetan wird, und fordert gleichzeitig eine Änderung und Gerechtigkeit. Die starke Wortwahl und die emotionalen Botschaften der Verse unterstreichen die Dringlichkeit und die Leidenschaft dieses Appells.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Bauer (Späte Fassung)“ ist Gottfried August Bürger. Im Jahr 1747 wurde Bürger in Molmerswende im Ostharz geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1789 zurück. Der Erscheinungsort ist Göttingen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Sturm & Drang zu. Bei dem Schriftsteller Bürger handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Der Dichter Gottfried August Bürger ist auch der Autor für Gedichte wie „Amors Pfeil“, „Trost“ und „Herr Bacchus“. Zum Autor des Gedichtes „Der Bauer (Späte Fassung)“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 13 Gedichte vor.

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