Mit den Schuhen von Rudolf Borchardt

Was man will, kann man nicht geben,
und man gibt nur, was man muss,
also gibt man einen Kuss
und man gäbe gern das Leben.
 
Also gibt man einen Strauß
statt des Gartens um ein Haus,
gibt das Buch als den Entgelt
für die Weisheit aller Welt,
 
drängt den Ring an einen Finger,
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schlingt die Kette um den Hals, -
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alles nur ein wie geringer
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Abschlag auf die Schuld des Alls!
 
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Jenes Alls, in dem man ist,
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Wenn man eine liebt -
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wer der Gabe Sinn vergisst,
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was hat er, was er gibt?
 
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Alle Gabe ist nur Sinn
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und Bild in einer Hülle.
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Seit ich fühle alle Fülle,
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weiß ich erst, wie arm ich bin!
 
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Mach mich du, geliebtes Kind
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zum reichsten von den Leuten!
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Sieh nicht an, was Gaben sind
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nur an, was sie bedeuten!
 
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Für das ganze Feld die Ähre,
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für den Himmel nimm den Stern,
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und mich selbst für was ich gern
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um Deinetwillen wäre!
 
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Diese Hände mit den Schuhn -
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fühle, was sie nur vertreten,
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sieh nicht, was sie eben tun,
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nur was sie lieber täten!
 
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Nimm sie so, wie ich sie sende
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denn sie meinen, Süße -
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lieber legt' ich beide Hände
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unter deine Füße!
 
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Zwar sie stehn für keine Gabe
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- dennoch sei das Spiel verziehn!
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Alles ist ja nur geliehn,
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solang ich dich nicht habe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „Mit den Schuhen“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
222
Entstehungsjahr
1877 - 1945
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Rudolf Borchardt ist der Autor des Gedichtes „Mit den Schuhen“. Im Jahr 1877 wurde Borchardt in Königsberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1893 und 1945 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit, Exilliteratur oder Nachkriegsliteratur zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 222 Wörter. Es baut sich aus 10 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Weitere Werke des Dichters Rudolf Borchardt sind „Sestine der Sehnsucht“, „Sonett“ und „Pargoletta“. Zum Autor des Gedichtes „Mit den Schuhen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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