Stiller Augenblick von Gottfried Keller

1	Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
2	Streifend an abendrötlichen Weihern,
3	Wallest du deine Bahn;
4	Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
5	Wo an herbstlichen Uferhöhen
6	Zieht entlang ein stummer Schwan.
7	Still und einsam schwingt er die Flügel,
8	Tauchet in den Wasserspiegel,
9	Hebt den Hals empor und lauscht;
10	Taucht zum andern Male nieder,
11	Richtet sich auf und lauschet wieder,
12	Wies im flüsternden Schilfe rauscht.
13	Und in seinem Tun und Lassen
14	Wills mich wie ein Traum erfassen,
15	Als obs meine Seele wär,
16	Die, verwundert über das Leben,
17	Über das Hin- und Wiederschweben,
18	Lugt und lauschte hin und her.
19	Atme nur in vollen Zügen
20	Dieses friedliche Genügen
21	Einsam auf der stillen Flur!
22	Und hast du dich klar empfunden,
23	Mögen enden deine Stunden,
24	Wie zerfließt die Schwanenspur!

Details zum Gedicht „Stiller Augenblick“

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „Stiller Augenblick“ ist Gottfried Keller. Im Jahr 1819 wurde Keller in Zürich geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1890. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Keller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Gottfried Keller sind „Wirklichkeit“, „Land im Herbste“ und „Herbstnacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Stiller Augenblick“ weitere 48 Gedichte vor.

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Zum Autor Gottfried Keller sind auf abi-pur.de 48 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.