Friedhof in Hannover von Otto Ernst
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Zwei Liebende, zu kurz vereint auf Erden, |
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Schloß diese Gruft mit schweren Quadern ein. |
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„Niemals soll dieses Grab geöffnet werden“ – |
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Der Toten Wille schrieb es auf den Stein. |
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Ein Reislein klomm aus schmalem Spalt nach oben |
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Und ward ein Reis, ein Baum, ein Riese gar; |
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Der Deckel sprang, und weit zurückgeschoben |
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Liegt der granit’ne Block schon manches Jahr. |
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Das Reislein schickten sie aus düst’rer Zelle, |
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Und ihre Sehnsucht hob des Steins Gewicht. |
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Allmächtig überschritt die Felsenschwelle |
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Des Menschenstaubes Heimweh nach dem Licht. |
Details zum Gedicht „Friedhof in Hannover“
Otto Ernst
3
12
84
1907
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Friedhof in Hannover“ stammt von Otto Ernst, der im Zeitraum von 1862 bis 1926 lebte. Damit fällt er in die Epoche der literarischen Moderne.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine bestimmte Atmosphäre erzeugt und als Leser nimmt man eine Mischung aus Melancholie und Triumph wahr.
Inhaltlich behandelt das Gedicht das Thema Liebe, Tod und Erneuerung. Das lyrische Ich berichtet vom Tod zweier Liebender, die in einem Grab in Hannover beigesetzt wurden. Obwohl sie zu Lebzeiten nur kurz vereint waren, wird in der ersten Strophe die Unvergänglichkeit ihrer Liebe betont, die auch der Tod nicht trennen konnte. In der zweiten Strophe wird der Prozess der natürlichen Wiederbelebung durch ein kleines Reislein symbolisiert, das trotz aller Widrigkeiten zum Himmel strebt und schließlich sogar in der Lage ist, die schwere Gruftplatte zu verschieben. Die Trauer und das Heimweh der Toten, später als Menschenstaub bezeichnet, nach dem Licht und dem Leben zeigt in der letzten Strophe die Überwindung des Todes auf.
Die von Ernst verwendete Sprache ist dabei eher pathetisch und bildhaft, was die emotionalen Facetten des Gedichts betont. Die Form des Gedichts ist klar und strukturiert. Es besteht aus drei Strophen zu je vier Versen und folgt damit der klassischen Quartett-Form. Auffällig ist das fehlende Reimschema. Dies könnte als Rebellion gegen starre Konventionen gesehen werden und passt zu dem Thema des gedichts - der Überwindung der letztendlichen Konvention, nämlich des Todes.
Im Gedicht „Friedhof in Hannover“ betont Otto Ernst die Macht und die immer währende Präsenz der Liebe, selbst im Tod, und zeigt gleichzeitig die Kraft der Natur und des Lebens, die selbst schwerste Hindernisse überwinden können.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Friedhof in Hannover“ ist Otto Ernst. Geboren wurde Ernst im Jahr 1862 in Ottensen bei Hamburg. Das Gedicht ist im Jahr 1907 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 84 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Aus einer Nacht“, „Ausflug“ und „Blühendes Glück“ sind weitere Werke des Autors Otto Ernst. Zum Autor des Gedichtes „Friedhof in Hannover“ haben wir auf abi-pur.de weitere 64 Gedichte veröffentlicht.
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