Erwachen von Louise Otto-Peters

Der Frühling ist gekommen
Nach langer Winterszeit,
Das Eis ist fortgeschwommen,
Kein Weg ist mehr verschneit.
 
Die Lerchen singend schweben
Ob frisch ergrünter Flur,
Ringsum ein blühend Leben
Und neuen Schaffens Spur.
 
Ich weiß nicht was geschehen
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In meiner eignen Brust?
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Nie konnt ich so verstehen
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Des Werdens ganze Lust.
 
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Ein jubelndes Entzücken
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Mich immer mehr erfüllt:
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Was Glück ist – was Beglücken
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Das wird mir jetzt enthüllt.
 
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Die Liebe ist gekommen
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Mit aller ihrer Macht!
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Ihr Weckruf ward vernommen
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Wie ich es nie gedacht.
 
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Und aller Vöglein Lieder
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Sie tönen in mir auch
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Und Alles klinget wieder
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Wie Offenbarungshauch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Erwachen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1840-1850
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Erwachen“ wurde von der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters verfasst, die von 1819 bis 1895 lebte. Ihre Werke fallen in die literarische Epoche des Realismus.

Im ersten Eindruck vermittelt das Gedicht ein Gefühl der Freude und Erneuerung, eingefangen durch den Wechsel der Jahreszeiten vom Winter zum Frühling.

Inhaltlich geht es zunächst um das Erwachen der Natur im Frühling nach einem langen Winter. In den ersten beiden Strophen beschreibt das lyrische Ich, wie der Schnee und das Eis weggeschmolzen sind und die Lerchen über grünen Feldern schweben, während ringsherum neues Leben erblüht. In der dritten und vierten Strophe wendet sich das lyrische Ich dem Innenleben zu: Es spricht von einer Veränderung, die es in sich selbst wahrnimmt, und von einer Freude, die es bisher nicht kannte. In der fünften und sechsten Strophe wird dieser innere Wandel konkretisiert: Die Liebe ist gekommen und hat das lyrische Ich erfüllt. Die Lieder der Vögel und alle anderen Geräusche erscheinen ihm wie ein Hauch von Offenbarung.

Das lyrische Ich möchte wohl ausdrücken, dass es durch die Erfahrung der Liebe einen inneren Frühling erlebt, einen Zustand der Verjüngung, Fruchtbarkeit und Erneuerung, der mit dem Erwachen der Natur im Frühling korrespondiert.

Formal besteht das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen mit Kreuzreim (abab). Die Sprache ist klar und einfach und nutzt bildhafte Beschreibungen, um das Gefühl des Erwachens und der Liebe zu vermitteln. Der wiederholte Bezug auf die Natur und den Wechsel der Jahreszeiten unterstreicht die universelle und zyklische Natur dieser Gefühle.

Insgesamt interpretiere ich das Gedicht als eine Verknüpfung von Natur und Gefühlsleben, als die Darstellung der inneren Transformation durch die Liebe, gespiegelt an der äußeren Transformation der Natur im Frühling. Louise Otto-Peters nutzt dabei die bildhafte Sprache der Lyrik, um uns dieses intensive und glückliche Erleben spürbar zu machen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Erwachen“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Louise Otto-Peters. Im Jahr 1819 wurde Otto-Peters in Meißen geboren. Im Jahr 1850 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 99 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke der Dichterin Louise Otto-Peters sind „Auf dem Kynast“, „Bergbau“ und „Berufung“. Zur Autorin des Gedichtes „Erwachen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 106 Gedichte vor.

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