An August Peters von Louise Otto-Peters

Wie lag ich gern am Blütenhag
Von Veilchenduft umflossen,
Bei Lerchentriller, Finkenschlag
Und tausend jungen Sprossen.
Wie lauscht ich da in Frühlingslust
Den Düften und den Klängen,
Wie ward das all’, mir kaum bewußt
Zu tönenden Gesängen.
 
Wie träumt ich von der Muse Kuß
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Und gab mich ihr zu eigen
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Und ließ der Lieder lauten Gruß,
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In alle Winde steigen!
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Wie schwor ich stolz, wie schwor ich kühn:
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Der Muse nur zu leben,
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Und meines Herzens lodernd Glühn,
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Ihr ungeteilt zu geben!
 
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Wie sang ich trotzig in die Welt
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Vom heil’gen Frauenrechte,
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Stand fest, auf mich allein gestellt,
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Im brausenden Gefechte.
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Wie arg verkannt’ ich wankte nicht,
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Ich blieb auf meiner Stelle.
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Erbleichte auch mein Angesicht
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Das Auge blieb doch helle.
 
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Und sing ich jetzt, so sing ich Dir,
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Demütig mich Dir neigend,
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Die Lieb’ ist meines Liedes Zier,
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Zum Himmel jubelnd steigend.
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Und denk ich an den stolzen Eid:
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Der Muse nur zu leben –
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Noch stolzer ist die Seligkeit
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Mich Dir zur Muse geben.
 
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Und stolzer jetzt Dein Weib zu sein,
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Und Dich mit Lorbern schmücken
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Als wollten Andre mir sie weihn,
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Auf meine Locken drücken.
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Und wenn ein Zweig davon mir blieb,
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Den reich’ ich Dir mit Kosen,
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Du giebst dafür in Deiner Lieb’
40 
Mir Myrten ja und Rosen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „An August Peters“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
212
Entstehungsjahr
1860-1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An August Peters“ wurde von Louise Otto-Peters verfasst, einer wichtigen Frauenrechtlerin und Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts. Ihr Lebenslauf bietet bereits Hinweise auf den Inhalt und die mögliche Interpretation des Gedichts.

Beim ersten Lesen fällt schnell auf, dass diese Lyrik von tiefer Passion und Hingabe handelt. Zunächst für die Natur und die Poesie selbst, später dann für eine geliebte Person.

Inhaltlich erzählt das Ich des Gedichts von der Liebe zur Natur und zur Poesie (die Muse). Sie schwelgt in Erinnerungen von Frühlingslust, Düften und Tönen und wie diese zu Gesängen wurden (Strophe 1). Sie erinnert sich auch daran, wie sie sich der Muse hingab und versprach, nur für sie zu leben (Strophe 2). Im weiteren Verlauf des Gedichts erinnert sich das Ich an ihr Engagement für die Rechte der Frauen (Strophe 3). Doch in den letzten beiden Strophen wendet sich das Ich an einen geliebten Menschen, dem sie sich nun mit Liebe und Ehrfurcht zuwendet (Strophe 4) und ihm sogar ihre Lorbeeren überlässt (Strophe 5).

Die Sprache des Gedichts ist bildreich und voller emotionaler Intensität. Die Ich-Erzählerin verwendet Metaphern und hyperbolische Ausdrücke, um ihre Gefühle zu verdeutlichen. Worte wie „loderndes Glühn“, „heiliges Frauenrecht“, „brausendes Gefecht“, „stolzer Eid“ zeigen ihre leidenschaftlichen Gefühle und starken Überzeugungen.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus fünf gleich aufgebauten, achtsilbigen Paarreim-Strophen, was dem Text eine gewisse Regelmäßigkeit und Harmonie verleiht. Der Rhythmus ist fließend und melodisch, was die lyrische Natur des Inhalts unterstreicht.

Im Kontext von Louise Otto-Peters Leben kann dieses Gedicht als Darstellung ihres Engagements für die Poesie und die Frauenrechte sowie ihrer Liebe zu ihrem Ehemann August Peters verstanden werden. Es verdeutlicht ihre tiefen Leidenschaften und ihre Hingabe - anfangs der Poesie und dem sozialpolitischen Kampf, später dann ihrem Mann gegenüber. Es zeigt aber auch den Konflikt zwischen diesen verschiedenen Hingaben - und ihre letztliche Entscheidung, sich ihrem Geliebten zuzuwenden und ihn zu „schmücken“. Ihre Lorbeeren – Symbole ihres Erfolges und ihrer Leistungen – gibt sie ihm und tauscht sie gegen „Myrten und Rosen“ – traditionelle Symbole der Liebe und Ehe. Das Gedicht ist somit sowohl eine Huldigung an ihre Leidenschaften als auch an die Liebe und Zuneigung, die sie für ihren Mann empfindet.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „An August Peters“ ist Louise Otto-Peters. Im Jahr 1819 wurde Otto-Peters in Meißen geboren. Im Jahr 1870 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 212 Worte. Die Dichterin Louise Otto-Peters ist auch die Autorin für Gedichte wie „Allein“, „Am Schluß des Jahres 1849“ und „Am längsten Tage“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An August Peters“ weitere 106 Gedichte vor.

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