Ein Freudentag von Otto Ernst
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Jaja, ich hab’ mir ’ne Pfeife gekauft, |
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Eine Tabakspfeife von Ton! |
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Ja, Weibchen, ja: der „Ökonomie“ |
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Und aller Vernunft zum Hohn! |
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Haha, ich hab’ mir ’ne Pfeife gekauft, |
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Eine stattliche Pfeife von Ton, |
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Wie sie Mynheer van Holland raucht, |
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Der reiche Zuckerbaron! |
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Ja lache nur, Weib, du hast ganz recht: |
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Ich rauch’ überhaupt keine Pfeif’; |
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Doch weil ich so überglücklich war, |
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So mußt’ ich sie kaufen: begreif’! |
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Daß unser Junge nun wieder gesund, |
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Das machte mich wunderfroh. |
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Und bin ich vergnügt, so kauf’ ich was, |
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Ganz einerlei was und wo. |
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Und bin ich vergnügt, so verschwend’ ich was, |
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Leichtsinnig, wie ich nun bin. |
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So bin ich geboren, so sterb’ ich einst, |
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So leb’ ich inzwischen dahin. |
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Und siehst du: so hab’ ich die Pfeife gekauft; |
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Ist sie nicht schön und lang? |
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Ich gab, bei Gott! eine Mark dafür, |
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Ein Markstück rund und blank. |
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Die Pfeif’ in der Hand, so schlendert’ ich hin |
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Und sang und summte beglückt. |
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Die Spießer glotzten und stießen sich an |
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Und grinsten: „Der ist verrückt.“ |
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Und wenn du, mein Liebchen, dasselbe meinst, |
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Ich stell’ es dir gänzlich frei. |
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Ich hab’ meine Pfeife von feinstem Ton; |
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Da, Junge, schmeiß’ sie entzwei! |
Details zum Gedicht „Ein Freudentag“
Otto Ernst
8
32
194
1907
Moderne
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller Otto Ernst, der von 1862 bis 1926 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung ist schwierig, doch könnte es in Ernst's Spätwerk einzuordnen sein.
Das Gedicht handelt von einem Mann, der aus purer Lebensfreude eine Pfeife kauft, obwohl er eigentlich gar keine Pfeife raucht. Er spielt dabei bewusst mit dem Vorwurf der Verschwendung und des scheinbar sinnlosen Kaufes. Das lyrische Ich steckt in Freudentaumel und möchte diesen mit einer ungewöhnlichen Aktion ausdrücken. Diese ausgelassene Freude entsteht aus der Genesung des Sohnes, was das lyrische Ich in Strophe 4 enthüllt. Das Kaufverhalten ist in dem Gedicht auch eine markante Charakterisierung des lyrischen Ichs, wie in Strophe 5 betont wird.
Die Form des Gedichts besteht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist lebendig und volkstümlich, mit wiederholten Interjektionen wie „JaJa“ und „Haha“. Der Autor nutzt auch Ironie und Humor, um den Leser in die freudige Stimmung des Erzählers zu versetzen. Wiederholungen und Betonungen unterstreichen die Freude und Leichtigkeit des Moments. Er bindet den Leser auch direkt ein, indem er das lyrische Ich mit „Weib“, „Junge“ und „Liebchen“ direkt anspricht. Kontrastierende Begriffe wie „Ökonomie“ und „Vernunft“ zum „Hohn“ und „Verschwendung“ dienen der Verdeutlichung der rebellischen Natur des lyrischen Ichs.
Abschließen lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Ode an die Lebensfreude und an den Moment ist. Es zeigt, dass manchmal auch scheinbar unvernünftige Aktionen einen tieferen Sinn haben können: Die Unterstreichung des eigenen Glücks und der Wichtigkeit, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ein Freudentag“ des Autors Otto Ernst. Ernst wurde im Jahr 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1907 entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 194 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Otto Ernst sind „Angelika“, „Auf dem Morgengange“ und „Auflösung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ein Freudentag“ weitere 64 Gedichte vor.
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Zum Autor Otto Ernst sind auf abi-pur.de 64 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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