An dieselbe meine Hertzliebste Fr. Muhme von Simon Dach
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Wolan, du bist erhört! dein Wiederwill vnd Leyden |
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Ist, wehrte Seele, noch zuletzt von Gott erkant: |
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Er hat in Seeligheit dein Elend vmbgewandt, |
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Vnd deine Qual vertauscht mit Rhue vnd süssen Frewden. |
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Wo aber war doch ich, als du nun woltest scheiden? |
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Zum minsten hätte dir, o Mutter, meine Handt |
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Die Augen zugedruckt. Ach, daß ich gar kein Pfandt |
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Der Liebe lassen sehn den Vndanck zu vermeiden |
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Für alle Lieb vnd Trew! Ihr Gräber, zürnt mit mir, |
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Vnd du, o Himmel auch! vergebens habet jhr |
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Hie Leib vnd Geist getrennt! es mag euch jmmer schmertzen, |
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Ich kan euch nichts gestehn; der grossen Gutthat Macht |
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Hat dieses Mensch so tieff mir in den Sinn gebracht, |
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Daß ich sie nimmermehr euch laß aus meinem Hertzen. |
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Bey Adelicher Leichbegängnus des WolEdelgebornen Sigißmunden, Seiner HochEdel Gestr. Herrl. Herrn Ahasverus von Brandten Churfl. Durchl. zu Brandenburg, etc. Regiments-Rahts vnd OberMarschallen hertzgeliebten Söhnleins, welches im Herrn eingeschlaffen den 27. Aprilis 1641. im 6. Jahr seines Alters |
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Laß sterben, was bald sterben kan! |
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Die Welt ist so beschaffen, |
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Daß dem erst wol ist umb vnd an, |
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Der seelig eingeschlaffen: |
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Was wohnen hie für Plagen nicht, |
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Die vns doch auch aus diesem Liecht |
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Nach vielem Leid erst raffen? |
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Wir gehen alle diesen Gang. |
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Ein Dampff nur wirfft vns nieder |
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Vnd machet uns wol sterbe-kranck, |
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Entfleischet alle Glieder: |
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Dann nimbt nach grosser Angst vnd Pein |
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Der Tod uns sämptlich zu sich ein, |
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Vnd schicket keinen wieder. |
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Weil ich nun dieses richtig weis, |
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Was hab' ich dessen Frommen, |
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Ob ich ein Kind, ob ich ein Greiß |
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Von hie werd' hingenommen? |
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Wer zeitig stirbt, hat minder Noht, |
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Kan vielem Vnfall durch den Todt |
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Fein aus dem Wege kommen. |
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Sein unbeflecktes Vnschuld-Kleid |
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Wird dort jhn hoch erheben, |
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Vnd auch für vielen Alten weit |
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Des Vorzugs Preis ihm geben; |
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Der heilgen Engel weisse Schaar, |
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Die hie stets sein Geleits-Volck war, |
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Wird dort auch umb jhn schweben. |
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Laß sterben, was bald sterben kan! |
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Gott läst gebohren werden, |
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Gebeut nicht minder auch, wenn man |
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Sol scheiden von der Erden: |
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Wer klug ist, giebt Ihm Ehr vnd Preis, |
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Vnd sieht, daß er zu folgen weiß |
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Mit frewdigen Geberden. |
Details zum Gedicht „An dieselbe meine Hertzliebste Fr. Muhme“
Simon Dach
10
50
349
1641
Barock
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „An dieselbe meine Hertzliebste Fr. Muhme“ ist Simon Dach. Der Autor Simon Dach wurde 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. 1641 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Dach ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Literaturepoche des Barocks, die sich in Deutschland während und nach dem Dreißigjährigen Krieg entfaltete. Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 und endete im Jahr 1648. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Der Dreißigjährige Krieg, der in die Zeit von 1618 bis 1648 fiel, gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein politisch, wirtschaftlich und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. Es wurden Gewalt, Tod und Zerstörung zum Teil des Alltags der Menschen. Schwere Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest reduzierte die Bevölkerung um ein Drittel. Die Barockdichtung ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) geprägt, die die Einstellung der Bevölkerung zum Leben beschreiben. Vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung geprägt. Alle diese Motive setzen sich auf unterschiedliche Weise mit der verbreiteten Angst vor dem Lebensende und dessen Auswirkungen auseinander. Im Barock wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Im Barockzeitalter war der größte Teil der Literatur Gelegenheitsdichtung. Man dichtete bei Hofe als Fürstenhuldigung oder zur gehobenen Unterhaltung. Für die wohlhabende Bevölkerung schrieben Dichter zum Anlass von Taufen, Beerdigungen, Hochzeiten. Die Lyrik der Literaturepoche des Barocks wird daher auch als Gesellschaftsdichtung bezeichnet.
Das 349 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 50 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Simon Dach sind „Wenn mich in meiner schweren Zeit“, „Ach Gott wie gnädig hast du doch“ und „Triumph, Triumph dem Sieges-Mann“. Zum Autor des Gedichtes „An dieselbe meine Hertzliebste Fr. Muhme“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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