An Herrn Friedrich von Schlieben, Hauptmann zu Tilsit von Simon Dach

Auch der Tag ist geschlossen,
Die dunkle Nacht ist hier.
Mein Hertz, sey unverdrossen
Und sprich: ich danke dir,
Daß du dein' Hut, o Gott,
Hast ob mir lassen walten
Und von mir abgehalten
Der Boßheit finstre Rott,
 
Indem der Höllen Rachen
10 
Ohn Ablaß offen steht
11 
Und tausend Stricke wachen,
12 
Durch die man irre geht.
13 
Wer kennt, die überall
14 
Nur heut sind aufgerieben?
15 
Die sind durch Mord geblieben
16 
Und die durch andern Fall!
 
17 
Und der hätt über Hoffen
18 
Gar leicht auch mich entwandt;
19 
Daß ich nicht bin getroffen,
20 
Thut deine GnadenHand
21 
Und große Treu allein,
22 
Die bey den schwehren Sünden,
23 
Durch die wir dich entzünden,
24 
Uns noch läßt übrig seyn,
 
25 
Uns väterlich beschützet
26 
Mit Mauren fest umschränkt
27 
Und alles was uns nützet
28 
Gar überflüssig schenkt.
29 
Thät einig die es nicht,
30 
Es wär um mich geschehen,
31 
Ich würde nimmer sehen
32 
Das schöne Sonnen Licht.
 
33 
Um solcher Güte willen
34 
Trag, Herr, mit mir Geduld,
35 
Laß deinen Sohn dich stillen
36 
Von wegen meiner Schuld,
37 
Der hat mich loß gebürgt,
38 
Der alles abgetragen,
39 
Als er ward wund geschlagen
40 
Und an dem Creutz gewürgt.
 
41 
Und weil ich jetzt soll schlafen,
42 
Denn also hastu mich
43 
Sammt andren, Gott, geschaffen,
44 
So bitt ich ferner dich,
45 
Laß deiner Engel Schaar
46 
Mich diese Nacht behüten
47 
Für Satans List und Wütten,
48 
Für Schrecken und Gefahr.
 
49 
Halt Noth und Todt im Zügel
50 
Und deck mich fleißig zu
51 
Durch deiner Gnade Flügel,
52 
Damit ich sicher ruh.
53 
Und sollte diese Nacht
54 
Der Todt mich überfallen,
55 
So nimm, o Gott, für allen
56 
Mein arme Seel in acht.
 
57 
Laß sie in deine Hände
58 
Dir jetzt befohlen seyn,
59 
Gieb mir ein seelig Ende
60 
Und nimm mich Himmel-ein.
61 
Dafür soll meine Zeit
62 
Dir stets ein Lob darbringen,
63 
Biß ich dir dort kan singen
64 
In alle Ewigkeit!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.2 KB)

Details zum Gedicht „An Herrn Friedrich von Schlieben, Hauptmann zu Tilsit“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
64
Anzahl Wörter
289
Entstehungsjahr
1653
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes „An Herrn Friedrich von Schlieben, Hauptmann zu Tilsit“ ist Simon Dach. Der Autor Simon Dach wurde 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1653 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Dach ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung kam in jener Zeit ums Leben. Dafür waren nicht etwa hohe Kriegsverluste verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen Städten des Deutschen Reiches. Die Autoren der Literaturepoche des Barocks behandelten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Das wird auch als Antithetik bezeichnet. Inhaltlich folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Jenseits und Diesseits, Sein und Schein oder Blüte und Verfall. In der Lyrik des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der bedeutendsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Trotzdem war auch künftig die Elite Träger der Literatur. Die wichtigen Vertreter der Dichtung der Barockzeit sind Paul Fleming, Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Simon Dach, Johann Christian Günther, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das vorliegende Gedicht umfasst 289 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 64 Versen. Die Gedichte „Es wil des lieben Creutzes Pein“, „Entschlag dich aller Ding auff Erden“ und „Aus Oseae C. 2. V. 19“ sind weitere Werke des Autors Simon Dach. Zum Autor des Gedichtes „An Herrn Friedrich von Schlieben, Hauptmann zu Tilsit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Simon Dach

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Simon Dach und seinem Gedicht „An Herrn Friedrich von Schlieben, Hauptmann zu Tilsit“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Simon Dach (Infos zum Autor)

Zum Autor Simon Dach sind auf abi-pur.de 255 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.