Die gesprungene Glocke von Charles Baudelaire
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Wie süss und herb ists in der winternacht |
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Zu lauschen wenn des feuers wolken ringeln · |
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Wenn ferner zeit erinnrung leis erwacht |
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Bei den geläuten die im nebel klingeln. |
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Beglückt die glocke die mit starkem schlunde |
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Trotz ihres alters heiter und mit macht |
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Gebet ertönen lässt aus frommem munde |
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Wie alte krieger vor dem zelt auf wacht! |
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Ich – meine seele sprang .. und wenn betrübt |
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Zum trost sie nächtig sich in liedern übt |
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So hallt es oft wie dumpfes röcheln dessen |
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Den man verwundet auf dem feld vergessen · |
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Der unter dichtem leichenschwarm verdirbt |
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Und regungslos in grossen nöten stirbt. |
Details zum Gedicht „Die gesprungene Glocke“
Charles Baudelaire
4
14
97
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die gesprungene Glocke“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, einem französischen Dichter, der dem 19. Jahrhundert zugeordnet wird. Bei dem ersten Lesen des Gedichts fällt die melancholische, fast schon düstere Stimmung auf. Das lyrische Ich scheint in einer Art inneren Konflikt verfangen zu sein, der durch die winterliche Nacht und das scheinbar erloschene Feuer symbolisiert wird.
Die ersten beiden Strophen des Gedichts stellen eine winterliche Szenerie dar und sprechen von den Klängen der Glocke, welche nostalgische Gefühle beim lyrischen Ich wecken. Die Glocke wird hierbei als Symbol der Vergangenheit und der Zeit interpretiert und schafft eine Verbindung zwischen der Gegenwart und der Erinnerung an vergangene Zeiten.
Im weiteren Verlauf des Gedichts beginnt das lyrische Ich, die Kluft zwischen der lauten, starken Glocke und seiner eigenen gebrochenen Seele aufzuzeigen. Die Worte „Ich – meine Seele sprang..“ deuten auf eine tiefe Verzweiflung oder einen inneren Konflikt hin, der durch den Vergleich mit dem dumpfen Röcheln eines verwundeten Soldaten, der auf dem Schlachtfeld verlassen wurde, verstärkt wird.
Stilistisch gesehen benutzt Baudelaire eine eher direkte, leicht verständliche Sprache und eine einfache Versform. Dennoch schafft er es, durch geschickte Wortwahl und treffende Metaphern eine intensive emotionale Tiefe zu erzeugen. Die wiederholte Verwendung von harten Konsonanten und bedrückenden Bildern trägt zur Schaffung einer düsteren und bedrückenden Atmosphäre bei.
Insgesamt kann „Die gesprungene Glocke“ als ein Gedicht über Verzweiflung, verlorene Zeit und die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs interpretiert werden. Es geht um den Kontrast zwischen der starken, unerschütterlichen Glocke, die trotz ihres Alters noch klingen kann, und der gebrochenen, sprunghaften Seele des lyrischen Ichs, die sich in der gegenwärtigen Lage wiederfindet.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die gesprungene Glocke“ des Autors Charles Baudelaire. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Im Zeitraum zwischen 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 97 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Charles Baudelaire sind „Anziehender Schauder“, „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“ und „Aufschwung“. Zum Autor des Gedichtes „Die gesprungene Glocke“ haben wir auf abi-pur.de weitere 101 Gedichte veröffentlicht.
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