Adventslied von Annette von Droste-Hülshoff
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Auf keinen Andern wart ich mehr, |
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Wer soll noch Lieb'res kommen mir? |
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Wer soll so mild und doch so hehr |
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Mir treten an des Herzens Thür? |
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Wer durch des Fiebers Qual und Brennen |
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So liebreich meinen Namen nennen, |
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Ein Balsamträufeln für und für? |
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Du wußtest es von Ewigkeit, |
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Daß der Gedanken Uebermaß |
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Dem Sinn entzog'ner Herrlichkeit |
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Zersprengen müßt' des Hirnes Maß; |
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So kommst Du niedrig unsers Gleichen, |
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Wie zu der Armuth Fromme schleichen |
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Sich setzen wo der Bettler saß. |
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Wenn fast zum Wahnsinn mich gebracht |
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Der schwindelnden Betrachtung Kreis: |
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Dann trittst Du aus der Dünste Nacht |
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Und Deine Stimme flüstert leis: |
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?Hier bin ich, kannst Du mich erfassen, |
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So magst Du alles Zagen lassen; |
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Auf meinem Kreuze liegt der Preis!" |
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O Stimme, immer mir bekannt, |
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O Wort, das stets verständlich mir, |
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Du ziehst mich an der Liebe Band |
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Und meine Schritte folgen Dir! |
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In Liebe glaub' ich, Liebesglauben |
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Fürwahr soll keine Macht mir rauben, |
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Geschlossen ist des Sinnens Thür. |
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Von wilder Jagd, die über Stein |
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Und Dorn gehetzt hat meinen Fuß, |
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Ich ruh' in Deinem kühlen Hain |
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Und lausche Deinem sanften Gruß. |
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Die Blinden seh'n, die Kalten glühen |
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Und aus des Irren Haupte ziehen |
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Der finst're Hauf' der Schatten muß. |
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Ich folge Dir zu Bergeshöh'n, |
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Wo Leben von den Lippen fließt, |
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Und Deine Thränen darf ich seh'n, |
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Oft tausendmal mit Heil gegrüßt, |
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Muß in Gethsemane erzittern, |
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Daß Schrecken Gottes Leib erschüttern, |
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Blutschweiße Gottes Stirn vergießt. |
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Du hast gehorsam bis zum Tod, |
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Ja zu des Todes finsterm Graus, |
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Gekostet jede Menschennoth |
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Und trankst den vollen Becher aus. |
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So richte Dich aus Dorn und Höhle, |
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Du meine angstgeknickte Seele, |
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Auch Du nur trägst ein irdisch Haus. |
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Laß wanken denn den Kerkerbau |
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Und mische Deine Thräne nur |
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Mit Deines Heilands blut'gem Thau, |
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Gequälter Sklave der Natur! |
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Er, dessen Schweiß den Grund geröthet, |
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Er weiß es, wie ein Seufzer betet, |
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Mein Jesus, meine Hoffnungsau! |
Details zum Gedicht „Adventslied“
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1797 - 1848
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Annette von Droste-Hülshoff ist die Autorin des Gedichtes „Adventslied“. 1797 wurde Droste-Hülshoff geboren. In der Zeit von 1813 bis 1848 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Biedermeier zuordnen. Bei der Schriftstellerin Droste-Hülshoff handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 310 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 56 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Annette von Droste-Hülshoff sind „Am Fronleichnamstage“, „Kurt von Spiegel“ und „Der Schloßelf“. Zur Autorin des Gedichtes „Adventslied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 123 Gedichte vor.
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