Locke und Lied von Annette von Droste-Hülshoff

Meine Lieder sandte ich dir,
Meines Herzens strömende Quellen,
Deine Locke sandtest du mir,
Deines Hauptes ringelnde Wellen;
Hauptes Welle und Herzens Flut,
Sie zogen einander vorüber;
Haben sie nicht im Kusse geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?
 
Und du klagest: verblichen sei
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Die Farbe der wandernden Zeichen;
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Scheiden thut weh, mein Liebchen, ei,
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Die Scheidenden dürfen erbleichen;
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Warst du blaß nicht, zitternd und kalt,
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Als ich von dir mich gerissen?
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Blicke sie an, du Milde, und bald,
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Bald werden den Herrn sie nicht missen.
 
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Auch deine Locke hat sich gestreckt,
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Verdrossen, gleich schlafendem Kinde,
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Doch ich hab’ sie mit Küssen geweckt,
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Hab’ sie gestreichelt so linde,
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Ihr geflüstert von unsrer Treu’,
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Sie geschlungen um deine Kränze,
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Und nun ringelt sie sich aufs neu,
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Wie eine Rebe im Lenze.
 
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Wenig Wochen, dann grünet der Stamm,
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Hat Sonnenschein sich ergossen,
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Und wir sitzen am rieselnden Damm,
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Die Hand’ in einander geschlossen,
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Schaun in die Welle und schaun in das Aug’
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Uns wieder und wieder und lachen,
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Und Bekanntschaft mögen dann auch
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Die Lock’ und der Liederstrom machen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Locke und Lied“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
176
Entstehungsjahr
1841/42
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Locke und Lied“ wurde von Annette von Droste-Hülshoff verfasst, die von 1797 bis 1848 lebte. Sie zählt zu den bedeutendsten deutschen Autorinnen der Biedermeier-Zeit und zu den wichtigsten Vertretern der deutschsprachigen Lyrik.

Bei der ersten Betrachtung drängen sich Symbole wie die Locke und die Lieder als Vertreter für die körperliche und geistige Verbindung zwischen den Liebenden auf. Das Gedicht strahlt große Emotionalität und Romantik aus.

In einfachen Worten geht es in dem Gedicht um die Verbundenheit zwischen zwei Liebenden, die sich in der Distanz befinden. Das lyrische Ich hat seine Lieder, als Symbol der Gefühle, an die geliebte Person geschickt und im Gegenzug eine Locke der Person erhalten. Er weist darauf hin, dass trotz der räumlichen Trennung, ihre Liebe weiter besteht. Das lyrische Ich muss Trost in den Symbolen finden, die die geliebte Person repräsentieren und sehnt sich nach einer baldigen Wiedervereinigung.

Die vier Stanzen haben jeweils acht Verse und es gibt kein klares Reimschema. Das Gedicht ist eher in freien Versen gehalten. Die Sprache des Gedichts ist emotional und bildreich und nutzt Metaphern von fließendem Wasser und Natur, die Liebe und Sehnsucht darstellen.

Im Ganzen spiegelt das Gedicht die Mischung aus Trennung und heißer Verbindung wider, die typisch für die Gedichte der Biedermeier-Zeit ist. Die Sehnsucht verleiht der Lyrik Annettes einen festen Platz in der Literatur dieser Zeit und hat auch heute noch ihren Wert als kulturelle Referenz für tiefe emotionale Bindungen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Locke und Lied“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff. Die Autorin Annette von Droste-Hülshoff wurde 1797 geboren. 4142 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Bei Droste-Hülshoff handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 176 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Annette von Droste-Hülshoff sind „Bajazet“, „Der Barmekiden Untergang“ und „Der Mutter Wiederkehr“. Zur Autorin des Gedichtes „Locke und Lied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 123 Gedichte veröffentlicht.

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