Die Schlacht am Birkenbaum von Erich Mühsam

Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum
sei nur ein Traum.
Sie wird geschlagen werden.
Schon lernt die ersten Schritte gehn,
der sie wird sehn
als Ältester auf Erden.
 
Glaubt nicht, am Birkenbaum die Schlacht
werd über Nacht
aus Völkerhaß geboren.
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Aus gleichem Volk bekämpft das Heer
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der alten Wehr
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die Schar, die sich verschworen.
 
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Und ist die tapfere Schar besiegt,
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gleichwohl, so fliegt
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von ihrem Geist ein Funke
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hinüber in der Feinde Reihn,
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und alle werden Brüder sein,
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gelabt vom selben Trunke.
 
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Die Sieger als Besiegte dann
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ziehn Mann für Mann,
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zum Hungervolk die Satten,
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Befreiung feiernd von der Not
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bei Wein und Brot,
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unter der Birke Schatten.
 
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Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum
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sei nur ein Traum
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und eines Wahns Gebilde.
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Der schönste Sieg ist nicht mehr fern,
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da ohne Herrn
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Recht wird erstehn und Milde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Schlacht am Birkenbaum“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
137
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die Schlacht am Birkenbaum“ wurde von Erich Mühsam verfasst. Mühsam lebte von 1878 bis 1934, was die Einordnung des Gedichts in den Anfang des 20. Jahrhunderts nahelegt. Mühsam war ein bekannter deutscher Schriftsteller, Publizist und politischer Aktivist des Anarchismus und zählte zur sozialrevolutionären Literatur.

Beim ersten Eindruck des Gedichts, drängt sich ein Eindruck von Kampf und Konflikt auf, was durch den Titel „Die Schlacht am Birkenbaum“ bereits vorab angedeutet wird. Aber es werden auch Visionen von Versöhnung und friedlichem Miteinander präsentiert.

Inhaltlich geht es um eine bevorstehende Schlacht, die aus einem internen Konflikt eines Volkes entsteht. Die Identität der Kämpfenden wird nicht explizit genannt, sondern ihre Haltung und Taten stehen im Vordergrund. Trotz der Niederlage einer fraktionierten Gruppe bleibt ihr Geist in den anderen lebendig. Diese Gesinnung breitet sich weiter aus, sodass letztendlich die vermeintlichen Sieger zu den Besiegten gelangen und sich - satt und mit Wein und Brot - mit den ursprünglichen Niedergeschlagenen versöhnen. Das Gedicht endet mit einer Versicherung, dass dieser Konflikt kein bloßer Traum oder Wahn ist, sondern eine realistische Vision für eine bessere Zukunft.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils sechs Versen. Mühsam nutzt eine einfache, klar verständliche Sprache ohne aufwendige Metaphern oder Symbole. Der Refrain „Glaubt nicht, die Schlacht am Birkenbaum / sei nur ein Traum“ erscheint in der ersten und letzten Strophe, was zur Wiederholung und Betonung der wichtigen Botschaft des Gedichts führt: dieser Kampf ist real und notwendig für sozialen Fortschritt.

Insgesamt kann das Gedicht als ein Aufruf zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und für soziale Gerechtigkeit verstanden werden, der sich in den Kontext von Mühsams eigenem Engagement für sozialrevolutionäre Bewegungen einordnen lässt. Es zeigt eine Vision von Zusammenhalt, Solidarität und Brüderlichkeit, die selbst aus einem internen Konflikt entstehen können.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Schlacht am Birkenbaum“ des Autors Erich Mühsam. 1878 wurde Mühsam in Berlin geboren. 1920 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mühsam handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 137 Worte. Erich Mühsam ist auch der Autor für Gedichte wie „Betäubung“, „Das Beispiel lebt“ und „Das Volk der Denker“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schlacht am Birkenbaum“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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