Samuels Erscheinung vor Saul von Rainer Maria Rilke
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Du wußtest nicht, was den Haufen |
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ausmacht. Ein Fremder fand |
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Bettler darin. Sie verkaufen |
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das Hohle aus ihrer Hand. |
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Sie zeigen dem Hergereisten |
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ihren Mund voll Mist, |
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und er darf (er kann es sich leisten) |
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sehn, wie ihr Aussatz frißt. |
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Es zergeht in ihren zerrührten |
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Augen sein fremdes Gesicht; |
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und sie freuen sich des Verführten |
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und speien, wenn er spricht. |
Details zum Gedicht „Samuels Erscheinung vor Saul“
Rainer Maria Rilke
3
12
60
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Samuels Erscheinung vor Saul“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem bedeutenden deutschsprachigen Lyriker der literarischen Moderne. Das Gedicht kann zeitlich in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.
Die sprachliche Gestaltung des Gedichts und die düstere Stimmung, die es hervorruft, machen bereits beim ersten Lesen einen starken Eindruck. Es scheint sich um eine kritische Darstellung der Gesellschaft oder bestimmter sozialer Gruppen zu handeln, in der das lyrische Ich eine Außenperspektive einnimmt und das Geschehen sowohl distanziert als auch ablehnend betrachtet.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine Gruppe von Menschen, möglicherweise Bettlern, die in den Augen des lyrischen Ichs verachtensweightes Verhalten zeigen. Sie präsentieren ihre Armut und ihr Elend dem Fremden (vielleicht eine Metapher für den Reisenden oder den Außenseiter) auf eine abscheuliche und ablehnungswürdige Weise. Diese Menschen, so scheint es, verkaufen sich selbst und ihre Würde für das Überleben. Sie verführen den Fremden mit ihrem Elend, erscheinen ihm gegenüber als Opfer und zeigen Freude, wenn er darauf reagiert.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je vier Versen, was eine klassische Form der Lyrik ist. Es folgt jedoch kein festes Reimschema. Die Sprache ist klar und deutlich, aber gleichzeitig metaphorisch und bildhaft. Die Ausdrücke sind stark und heftig („Mund voll Mist“, „Aussatz frißt“, „speien“), was eine dystopische, fast apokalyptische Atmosphäre erzeugt. Es ist charakteristisch für Rilkes Dichtung, dass er harte und unverblümte Worte verwendet, um starke Eindrücke und Emotionen hervorzurufen.
Das lyrische Ich nimmt die Rolle des Beobachters und Kritikers ein, der die Situation zwar ablehnt, aber gleichzeitig auch fasziniert und betroffen ist. Es drückt ein starkes Unbehagen und eine gewisse Abscheu aus, aber auch eine tiefe Menschlichkeit und Mitgefühl. Dieses Gedicht kann als Kritik an der Gesellschaft verstanden werden, die es zulässt, dass Menschen sich selbst entwürdigen müssen, um zu überleben. Es wirft Fragen zur menschlichen Natur, zu Ethik und Moral auf.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Samuels Erscheinung vor Saul“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Das Gedicht ist im Jahr 1918 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 60 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Samuels Erscheinung vor Saul“ weitere 338 Gedichte vor.
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