Blick auf! von Luise Hensel

O Sorge, die mich niederdrückt,
O Sorge, weiche fern:
Mein Vater, der die Blümlein schmückt,
Der kleidet mich auch gern.
 
Bin ich auch traurig und verwais't,
Ist Tisch und Kammer leer:
Mein Vater, der die Vöglein speist,
Der läßt mich nimmermehr.
 
Was ist denn noch, das mich betrübt
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Diesseits der stillen Gruft?
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Ich weiß, daß mich der Vater liebt
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Und einst hinüber ruft.
 
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Dort werd' ich meinen Heiland sehn,
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Am Thron der Gnade knien;
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Dort werd' ich mehr als hier verstehn,
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Dort werd' ich frischer blühn.
 
17 
Ein Stündlein noch, dann ist er aus,
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Der Traum, der Leben heißt;
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Dann schwingt sich in sein ewig Haus
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Der Gott-versöhnte Geist.
 
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Dann hab' ich, was kein Ohr gehört,
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Kein Auge je gesehn.
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Dort werd' ich selig und verklärt
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Mit heil'gen Engeln gehn.
 
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Wohlauf, mein Herz, und sei vergnügt
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Und schwing' dich himmelan!
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Wie Gott, der Herr, dein Leben fügt,
28 
So ist es wohlgethan.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Blick auf!“

Autor
Luise Hensel
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
150
Entstehungsjahr
1815
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht heißt „Blick auf!“ und wurde von der deutschen Dichterin Luise Hensel verfasst, die vom 30. März 1798 bis zum 18. Dezember 1876 lebte. Das Gedicht kann daher zeitlich dem 19. Jahrhundert, genauer der Epoche des Biedermeier zugeordnet werden, die literarisch von einer Rückzugstendenz ins Private, aber auch von religiöser Innerlichkeit geprägt ist.

Im ersten Eindruck erzeugt das Gedicht einen wechselnden Ton von Melancholie, Hoffnung und Vertrauen. Es steht vor allem im Zeichen der christlichen Religion, was durch die Rede vom „Heiland“, dem „Thron der Gnade“, „Gott, dem Herrn“ und den „heil'gen Engeln“ deutlich wird.

Das lyrische Ich benennt die Sorge als eine belastende Kraft (Vers 1), jedoch findet es Trost in dem Glauben an Gott, den himmlischen Vater, der sich liebevoll um die Welt und somit auch um die Sorgen des lyrischen Ichs kümmert. Obwohl es sich traurig und allein gelassen sieht (Strophe 2), findet es Zuversicht in der Liebe des Vaters, die bis in den Tod hinein reicht (Strophe 3). Das lyrische Ich blickt dann auf die erwartete Begegnung mit dem Heiland im Jenseits und die endgültige Erkenntnis, die dort gewonnen wird (Strophe 4), und akzeptiert das irdische Leben als einen vergänglichen „Traum“ (Strophe 5). Es blickt erwartungsvoll auf das himmlische Glück, das ihm im Jenseits zukommen wird (Strophe 6). Abschließend ermutigt das lyrische Ich sich selbst und bejaht die Führung Gottes im eigenen Leben (Strophe 7).

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus sieben 4-zeiligen Strophen mit einem einfachen, klaren Reimschema (Kreuzreim: abab). Die Sprache des Gedichts ist schlicht und direkt, mit vielen alltäglichen und natürlichen Bildern, die dennoch eine tiefe symbolische Bedeutung tragen, wie zum Beispiel die „Blümlein“ und „Vöglein“ als Zeichen der gütigen Fürsorge Gottes. Der Gebrauch der Konjunktivform „werd'“ suggeriert die Zukunftshoffnung und den Glauben an eine bessere Welt im Jenseits. Zusammenfassend ist das Gedicht ein Ausdruck tiefer persönlicher Frömmigkeit und Hoffnung auf göttliche Gnade und Erlösung. Es spiegelt die religiöse Mentalität der Epoche wider, die auch in der Biografie Luise Hensels, die beispielsweise als Religionslehrerin wirkte, deutlich wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Blick auf!“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Luise Hensel. Die Autorin Luise Hensel wurde 1798 in Linum geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1815. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 150 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Luise Hensel sind „Gruß an Maria“, „O nimm die kleine Gabe gern“ und „Schau himmelan, schau himmelan“. Zur Autorin des Gedichtes „Blick auf!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.

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