Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen! von Luise Hensel
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Mein Sehnen, Herr! nach Dir ist groß, |
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Komm, Jesus! in mein Herz |
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Und nimm mich hin in Deinen Schooß |
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Aus Kampf und Angst und Schmerz, |
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Und naht der letzte Todesstoß, |
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So zeuch mich himmelwärts. |
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Ach! meiner Sinne Dunkelheit |
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Durchbricht kein göttlich Licht; |
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In mir ist Jammer, Leid und Streit |
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Mein Heil! verlaß mich nicht! |
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Mein Herz nach Deiner Gnade schreit, |
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Bis es in Aengsten bricht. |
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Mein Glaube wankt und ist oft schwach, |
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Die Lieb' läßt mich allein, |
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Die Hoffnung schläft und wird nicht wach |
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O weh, der heißen Pein! |
17 |
Der Satan jagt der Seele nach |
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Nein, Jesus! sie ist Dein. |
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Nur was Du willst, Herr! soll geschehn, |
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Soll still verehret sein. |
21 |
Muß ich durch tausend Tode gehn: |
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Herr, Du kannst Kraft verleihn. |
23 |
Soll ich vergebens zu Dir flehn: |
24 |
Sieh, meine Seel' ist Dein. |
Details zum Gedicht „Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen!“
Luise Hensel
4
24
133
1817
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen!“ stammt von der deutschen Dichterin Luise Hensel, die zwischen 1798 und 1876 lebte. Daher lässt sich das Werk zeitlich in das 19. Jahrhundert einordnen, genauer gesagt in die Epoche der Biedermeierzeit und des Vormärz.
Beim ersten Eindruck fällt die hohe Emotionalität und Religiosität des Textes ins Auge. Der Aufruf an Gott und die durchdringende inhaltliche Tiefe deuten auf eine innere Zerrissenheit und existenzielle Krisensituation des lyrischen Ichs hin.
Inhaltlich besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils sechs Versen. Das lyrische Ich ruft nach Gott und Jesus (Vers 2), drückt ein inniges Sehnen nach Nähe und Geborgenheit aus (Vers 1) und wünscht sich, aus Schmerz und Leid erlöst zu werden (Vers 4). Es beklagt die eigene Dunkelheit und Verzweiflung (Vers 7) und fleht um göttliche Erleuchtung und Gnade (Vers 8). Es gesteht seinen schwankenden Glauben, das Gefühl des Verlassenseins und der Hoffnungslosigkeit (Vers 13-16), betont jedoch auch die Zugehörigkeit zur göttlichen Sphäre (Vers 18 und 24). Letztlich drückt es die Hingabe zur göttlichen Vorsehung und die Zuversicht in Gottes Kraft aus (Vers 19-23).
Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch einen einfachen, direkten und emotionalen Ausdruck aus. Es dominieren kurze, prägnante Sätze, die selbst in der Dunkelheit und Verzweiflung ein klares Bekenntnis zu Gott darstellen. Auch die Form des Gedichts – das Kreuzreim-Schema (ababcc) und der jambische Fünfheber, traditionelle Elemente der Lyrik – betonen die Seriosität und Tiefe der inhaltlichen Aussagen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen!“ von Luise Hensel die Verzweiflung, das Ringen und die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Gottes Liebe und Gnade ausdrückt. Es stellt ein intensives spirituelles Zeugnis im Kontext des 19. Jahrhunderts dar.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen!“ ist Luise Hensel. Hensel wurde im Jahr 1798 in Linum geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1817. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Dichterin Luise Hensel ist auch die Autorin für Gedichte wie „Schau himmelan, schau himmelan“, „Und Gottes Friede sei mit dir“ und „Wohl gleicht das Leben einem Kranz“. Zur Autorin des Gedichtes „Mein Gott! Mein Gott! Wie hast Du mich verlassen!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 255 Gedichte veröffentlicht.
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